„Nur du“

Sonntagerinnerung an das Jahr 1999

„Nur du“

Bist du heute für mich da?

Du stehst mir so nah.

Nur du machst mir Mut.

Bei dir kocht mein Blut.

Du bringst mich zum Lachen,

mich dazu

allerlei Späße zu machen

Die Zeit mit dir vergeht geschwind,

doch alles was bleibt ist säuselnder Wind.

Ich genieße die Zeit mit dir,

die jeder neuer Tag bringt,

wenn die Melodie des Lebens

wieder nach Liebe klingt.

Ich genieße das Leben in vollen Zügen.

Verzichten auf alle Lügen.

Vergessen ist alles,

wenn du nur bei mir bist,

mich nicht vergisst,

mir ganz nah bist.

Du bist da!

Ich könnte befreit rufen,

ich liebe dich!

Lass es uns doch versuchen.

© Jürgen Rüstau 1999

 

Kalenderblatt

*Dreihundertundsechzehnte*

Ja, heute ist der 316. Tag im Jahr, also der 316. von 365 und es ist Freitag…

Der eine oder andere mag sich schon gefragt haben, warum man an einem “Frei-tag” in der Regel arbeiten oder zur Schule gehen muss. Genau wie der Dienstag und der Donnerstag hat der Freitag nichts mit dem deutschen Wort zu tun, das sein Name beinhaltet. Vielmehr ist der Tag der germanischen Göttin Frija (Frigg) gewidmet, der Schutzherrin der Ehe und Mutterschaft.

Bereits im altbabylonischen und später im römischen Reich war jeder Wochentag einem Gott oder einer Göttin zugeordnet. Der Freitag war der Tag der Venus (dies veneris), deren germanische Entsprechung Frija ist.

Da wir uns am 316. Tag des Jahres befinden, merkt man, wir gehen mit ganz großen Schritten auf die Weihnachtszeit zu. Die Zeit der Gemütlichkeit, die Zeit mit Kerzenlicht 🕯️ und Plätzchen. Und an einem Freitag ist man ganz dicht an dem langersehnten Wochenende dran. Gemütlichkeit ist angesagt und irgendwie freuen uns wir alle auf diese Zeit.

Anka rennt

Nun beginnt die Weihnachtszeit.
Advent in aller Gemütlichkeit.
Advent, Advent.
Doch Anka rennt.
Kreuz und quer,
aufgeregt hin und her.
Hüpft von einem auf das andere Bein.
Zwischendurch ‚’ne Zigarette rein.
Quirlig zelebriert sie einen Tanz,
graziös unterm Weihnachtskranz.
Die erste Kerze leuchtet schon.
Gestillte Neugier ist ihr schönster Lohn.
Die zweite Kerze angebrannt.
Sie kommt mit Weihnachtsplätzchen angerannt.
Jetzt brennt auch schon die Dritte.
Weihnachtslieder vibrieren auf ihrer Lippe.
Die vierte Kerze beendet den Feuerreigen.
Für Anka spielen alle Geigen.
Und was macht Anka?
Sie rennt und rennt
hektisch durch den Advent.

© Jürgen Rüstau

 

 

 

 

Kalenderblatt – Schlag nach bei Schiller

Zum heutigen 266. Geburtstag:
Friedrich Schiller,
10.November 1759 – 09.Mai 1805,
deutscher Dichter, Philosoph, Historiker und Arzt

Die Bürgschaft

Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Möros, den Dolch im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
»Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!«
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
»Die Stadt vom Tyrannen befreien!«
»Das sollst du am Kreuze bereuen.«

»Ich bin«, spricht jener, »zu sterben bereit
Und bitte nicht um mein Leben,
Doch willst du Gnade mir geben,
Ich flehe dich um drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
Ich lasse den Freund dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.«

Da lächelt der König mit arger List
Und spricht nach kurzem Bedenken:
»Drei Tage will ich dir schenken.
Doch wisse! Wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,
So muß er statt deiner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen.«

Und er kommt zum Freunde: »Der König gebeut,
Daß ich am Kreuz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben,
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
So bleib du dem König zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.«

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
Und liefert sich aus dem Tyrannen,
Der andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenrot scheint,
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,
Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,
Da reißet die Brücke der Strudel hinab,
Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.

Und trostlos irrt er an Ufers Rand,
Wie weit er auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket,
Da stößet kein Nachen vom sichern Strand,
Der ihn setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Strom wird zum Meere.

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,
Die Hände zum Zeus erhoben:
»O hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne, und wenn sie niedergeht
Und ich kann die Stadt nicht erreichen,
So muß der Freund mir erbleichen.«

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet.
Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut
Und wirft sich hinein in die brausende Flut
Und teilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort
Und danket dem rettenden Gotte,
Da stürzet die raubende Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet des Wanderers Eile
Mit drohend geschwungener Keule.

»Was wollt ihr?« ruft er, für Schrecken bleich,
»Ich habe nichts als mein Leben,
Das muß ich dem Könige geben!«
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:
»Um des Freundes willen erbarmet euch!«
Und drei mit gewaltigen Streichen
Erlegt er, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand,
Und von der unendlichen Mühe
Ermattet sinken die Kniee.
»O hast du mich gnädig aus Räubershand,
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!«

Und horch! da sprudelt es silberhell,
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er, zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,
Und freudig bückt er sich nieder
Und erfrischet die brennenden Glieder.

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün
Und malt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten;
Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,
Will eilenden Laufes vorüberfliehn,
Da hört er die Worte sie sagen:
»Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.«

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Ihn jagen der Sorge Qualen,
Da schimmern in Abendrots Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
Und entgegen kommt ihm Philostratus,
Des Hauses redlicher Hüter,
Der erkennet entsetzt den Gebieter:

»Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet‘ er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den mutigen Glauben
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.«

»Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,
So soll mich der Tod ihm vereinen.
Des rühme der blutge Tyrann sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweie
Und glaube an Liebe und Treue.«

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,

Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
»Mich, Henker!« ruft er, »erwürget!
Da bin ich, für den er gebürget!«

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide
Und weinen für Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge tränenleer,
Und zum Könige bringt man die Wundermär,
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor den Thron sie führen.

Und blicket sie lange verwundert an.
Drauf spricht er: »Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte.«