Für dich

Den Tag durch träumt.
Schlaflos die Nacht verbracht.
Wieder nur an dich gedacht.
Begegnungen konzipiert.
Gedanken analysiert.
Von dir inspiriert.
Träume durchlebt.
Erinnerung erregt.
Vulkan der in mir ausbricht,
bringt mich wieder ans Licht,
in heißer Leidenschaft
Träume auf Rosen gebettet.
Kampflos über den Tag gerettet.
In der Erwartung der Nacht
hast du mich
von dir träumend
sehr glücklich gemacht.

© Jürgen Rüstau

Was ich dir wünsche…


Bild: Anke Rüstau

Ich wünsche dir,
es werde das Badewasser niemals kalt,
du nie des nachts allein stehst im Wald.
Das dir die Seife nicht runter fällt,
dich nie ein Hund im Dunkeln anbellt.
Das der Teebeutel hängt am Faden,
wünsche dir im Käse wenig Maden.
Nicht allzu oft sollen deine Socken stinken,
keinen anderen Männern sollst du winken.
Ich wünsche dir
Weihnachten mit recht vielen Gaben.
Auf der Party
wohl duftende Kekse zu laben.
In Fahrt zu kommen im Verkehr,
natürlich ohne jegliche Gewähr.
Eine Fahrt ohne rote Ampeln.
Ich würde im Auto weniger rum hampeln.
Wünsche dir
jede Woche im Lotto einen Gewinn.
Einen rosaroten Tagbeginn.
Das die Klopapierrolle nicht endet,
dein derzeitiges Leben sich nicht wendet.
Ich wünsche dir
viel Spaß mit den lieben Spießern,
vor Allem
ein Leben an der Seite von Genießern.
Das du nicht auf der Bananenschale ausrutschst,
auch ohne Gleitgel
alles flutscht.
Ich wünsche dir
ein Wohnen auf der Sonnenseite.
Wenn Schatten auf dich fällt
suche ich eh das Weite.
Ansonsten halte ich wirklich nur zu dir,
ist ja auch keine andere da,
nur du, mein kleines Kuscheltier.

© Jürgen Rüstau

Der normal Unsinn

Eigentlich wollte ich dir sagen
das ich dich liebe.
Wollte dir sagen
das es immer so bliebe.
War auf dem Weg zu deinem Haus.
Kurz davor eine Bananenschale,
ich glitt darauf aus.
Weggeworfen von einem schönen Mädchen.
Habe sie gefunden.
Konnte mich nicht daran erfreuen.
Lag selbst am Boden ganz zerschunden.
Die Blumen in meiner Hand
waren zerstört,
hättest sie nicht als Blumen erkannt.
Was ist nun die Moral dieser Geschichte?
Das Bananemädchen war weg,
meine Blumen waren zu Nichte.
Eigentlich wollte ich dir sagen,
dass ich dich liebe.
Ich rannte aber hinter dem
Bananenmädchens her.
Gelegenheit macht eben Diebe.

© Jürgen Rüstau

Lebensgedanken


Bild: Dornburger Schlösser

Zwei Männer saßen auf einer Ofenbank.
Beide sehr alt,
der eine unheilbar krank.
Sie philosophierten beide über das Leben.
Stellten sich die Frage:
Kann man das totale Glück erstreben?
Der eine war schon am Ende angekommen.
Immer in vorgezeichneten Bahnen geschwommen.
Beide dachten sie nach über vergangene Zeiten,
über ihre Sucht nach materiellen Dingen.
Nebensächlichkeiten, Streit um Kleinigkeiten.
Der kranke alte Mann fing an zu erzählen.
Hätte ich noch einmal zu leben,
würde ich einen anderen Verlauf wählen.
Einfach mehr Fehler machen,
versuchen nicht immer so perfekt zu sein.
Vor allem stundenlang lachen.
Wäre viel verrückter und mehr ausgelassen,
würde in keine Schablone passen.
Die Natur bewusster genießen.
Mehr Sonnenuntergänge erleben,
zusehen wie die Blumen sprießen.
Würde mehr Blumen verschenken,
viel mehr Kinder umarmen.
Nicht so viel mit meinen Krankheiten barmen.
Das Leben
bietet uns, wenn wir wollen sehr viel.
Ich würde noch so vieles tun.
Den Menschen sagen, dass ich sie liebe.
Im Lebensverlauf aber bin ich nur
ein Rädchen im Getriebe.
Wenn ich noch einmal zu leben hätte –
ich habe es aber nicht!

Jürgen Rüstau

Artist


Foto: der Leipziger Artist Gerd Voigt

Er ist ein Artist auf hohem Seil.
Eine Maske mit strahlendem Lachen.
Eure Aufmerksamkeit kam ihm zuteil.
Große Sprünge wollte er nicht mehr machen.

Ein Artist der winzig kleinen Schritte.
Hoch oben auf dem Seil das man Leben nennt.
Eingebettet in Moral und Sitte.
Ein Leben wie es ein jeder kennt.

Doch wenn das Seil zu schwingen beginnt.
Der Artist die Balance verliert.
Wenn das Leben in der Hand zerrinnt.
Das Blut in den Adern gefriert.

Artist ohne Sicherheit und ohne Netz.
Der Absturz ist kaum zu vermeiden.
Es hilft kein einzig geschriebenes Gesetz.
Er möchte aufrichtig sein und nicht leiden.

Vom Seil springen möchte er mit erhobenem Kopf.
Der Artist kann nicht mehr weiter gehen.
Er fühlt sich überflüssig wie ein Kropf.
Kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

© Jürgen Rüstau

Es soll Tränen regnen


Foto: Klosterruine Nimbchen bei Grimma

Ich weiß nicht, ob du es nachempfinden kannst,
was es heißt, allein zu sein.
Allein,
trinken einen mit Tränen verdünnten roten Wein.
In Gedanken
folge ich dir tief in deine Nacht,
bis zum tiefsten Abgrund deiner Seele.
Eine Veränderung
steht nicht in meiner Macht.
Du kannst es nicht sehen, wie ich mich quäle.
Suche nach Dingen, die mich zum Weinen bringen.
Liebe macht süchtig und blind.
Tränenregen gefriert.
Ach, ich armes erwachsenes Kind,
auf der Suche nach dem Weg aus der Leere,
die mein Leben bestimmt.
Dort, wo mein Schmerz den Abgrund überspannt,
unfähig zu lieben, zu empfinden,
dorthin bin ich schnellstens gerannt.
Habe mich in dieser kalten Leere verirrt.
Mit gefrorenem Herz,
dass vor Kälte qualvoll hörbar klirrt.
Ich möchte dir eines dieser warmen Lieder singen,
an dir aufwärmen,
die Eisblumen meiner Qualen bringen.
Ich wünsche mir,
nur eine einzige Nacht in deinem Herzen,
in deinem Zimmer.
Dort aufwachen
und es einrichten für immer.
Ich lasse es Tränen regnen.
Freudentränen
werden fließen, wenn wir uns begegnen.

© Jürgen Rüstau 2003

Kreuze am Straßenrand

Kreuze am Straßenrand

Gemütlich führt mein Weg raus aus der Stadt.
Keine besondere Eile, will die Natur erleben.
Zeit verschwenden, die man sonst nicht hat.
Dem wochenendlichen Nichtstun erlegen.

Wiesen, Felder und ab und zu ein Baum.
Passiere sanfte Kurven, am Tage ungefährlich.
Natur pur, wie in meinem Traum.
Die Kreuze am Rande für mich unerklärlich.

Sie stehen überall am Straßenrand,
als wollten sie uns mahnen.
Säumen die Straßen mit einem Trauerband,
erinnern an Menschen, die an diesem Orten umkamen.

Hier der Junge mit dem tiefer gelegten Audi,
auf der Rückfahrt von der Disco im Alkoholrausch.
Für ihn war das Leben immer nur Gaudi.
Jetzt mit dem Tod sein unwiderruflicher Tausch.

Zwei Mädchen nahm er mit auf seine Reise ohne Wiederkehr.
Nur die Besten sterben jung, waren immer seine Worte.
Kreuze am Straßenrand schmerzen unserer Seele sehr.
Sein Geschwindigkeitswahn war ihre Todeseskorte.

Ich verlangsame immer mehr meine Fahrt.
Menschen Schicksale an diesen Alleen aneinander gereiht.
Nur wenn diese weltliche Mobilität mit Vernunft gepaart,
entscheide jetzt, bist auch du dazu bereit?

© Jürgen Rüstau

Bild: Jürgen Rüstau

Die Blaue Stunde

Wenn der Tag seine Seele aushaucht.
In der Dämmerung die Schatten länger werden
Stunde um Stunde das Tageslicht sich verbraucht
Unsere Gedanken galoppieren zu himmlischen Herden

Wenn die Dame dann in ihrem blauen Kleid eine Zigarette raucht
Sich dabei lustvoll in ihren Sessel lehnt
Der letzte Sonnenstrahl sich hinter dem Kamin verkraucht
Und deine Hand zum Mund führt, welcher hörbar gähnt

Wenn die Bilder in deinem Kopf anfangen zu leben
Sinnliche Gedichte deine Lippen ton voll verlassen
Tageswortfetzen in deiner Erinnerung fest kleben
Beginnt der Tag nun langsam zu verblassen

Über und mit uns nimmt Gestalt die Blaue Stunde
Die Nacht beginnt langsam ihr dunkles Tun
Tausende Sterne drehen am Himmel ihre Runde
Wir lassen unsere Gedanken bis zum Morgen ruhn.

© Jürgen Rüstau

Engel in Ketten


Bild Anke Rüstau „Engel in Ketten“ Acryl 60 x 80

Engel in Ketten

Innig, sinnig dein Blick
Ich schaute in deine Augen.
Du sagtest
Komm mit mir
in mein Zauberreich.
Warte nicht zu lange,
komm gleich.
Zu schwache Gefühle.
Viel zu starke Vernunft.
Angst vor dem Leben,
vor einer gemeinsamen Zukunft.
Engel,
du entschwebtest auf deiner Wolke,
hattest ein Leben, weißer als Schnee.
Nach Jahren sahen wir uns wieder,
beim Tanz.
Deine Blicke sagten,
ich will dich jetzt ganz.
Komm mit mir in mein Zauberreich,
komm bitte gleich.
Starke Gefühle.
Schwache Vernunft.
Wo ist unsere Zukunft?
Ich schwebte mit dir auf der Wolke,
aber die Vergangenheit holte uns ein.
Engel ohne Flügel,
mit einer Kette am Bein.
Ich weiß,
ich will mit dir gehen
in dein Zauberreich.
Werde auf dich warten,
denn es geht leider nicht gleich.
Zu starke Gefühle,
überhaupt keine Vernunft.
Werden versuchen, sie gemeinsam finden.
Eine Zukunft.

© Jürgen Rüstau