Veronika Fischer mit Moderator Tobias Meier und Jürgen Rüstau
Taucha, 21.9.2010- Mit Veronika Fischer, die im nächsten Jahr ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum und ihren 60. Geburtstag feiern wird, war eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Sängerinnen zu Gast in der Tauchaer Blauen Stunde im cafe esprit. Die „Vroni“ im esprit, das hatte sich kurz nach Bekanntgabe des Termins wie ein Lauffeuer in Taucha herum gesprochen und innerhalb eines Tages waren alle Plätze weg. Dann hatten erstmals die Zuschauer auch die Gelegenheit ihre Fragen direkt an den Gast zu stellen. Dazu lagen Zettel und Stift auf jeden Tisch. Für die Künstlerin war es wahrscheinlich der kleinste Auftrittsort ihrer Karriere.Moderator Tobias Meier vom gastgebenden Kukuta versuchte einen Spannungsbogen angefangen von der Kindheit von Veronika Fischer, über ihre Anfangsjahre in Dresden, ihre erfolgreiche Zeit mit ihrer eigenen Band, ihre Jahre im Westen und nach der Wende zu zeichnen, was ihm auch weitestgehend gelungen ist. Angefangen hatte es für die Vroni, die in einer sehr musikalischen thüringischen Handwerkerfamilie aufgewachsen ist, in Dresden, wo sie mit 17 ein Studium an der Musikhochschule Carl Maria von Weber aufnahm. Nach ihrer bestandenen Solistenprüfung und einigen Auftritten mit der Fred-Herfter-Combo, „standen plötzlich standen plötzlich alle Bands vor der Türe und wollten mich abwerben“. Sie entschied sich zunächst für die Stern-Combo Meissen, dann wechselte sie zu Panta Rhei, was ihr nicht leicht gefallen ist, und damit fing nach ihren eigenen Worten der Ernst des Lebens an. Mit Panta Rhei produzierte sie auch ihren ersten Hit „Nachts“. Als Franz Bartzsch ihr dann mit „Blues“ einen weiteren Hit geschrieben hatte, begann ihre sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Musiker. Bartzsch war es auch, der in ihrer der dann in ihrer ersten eigenen Gruppe „Veronika Fischer & Band“ für die meisten Kompositionen und Arrangements verantwortlich war. „Eine geniale Zeit“, sagte sie rückblickend dazu. Bartzsch blieb dann 1980 nach einem Auftritt in West-Berlin im Westen, und ihr blieb nichts anderes übrig als selbst diesen Schritt zu gehen, zumal ihr ganzes künstlerisches Repertoire und auch ihr Ehemann Laszlo Kleber als auch ihr Sohn bereits im Westen waren. „Aber bereut habe ich es nicht“, sagte Fischer. „Im Westen war der internationale Markt, als nationaler Künstler war man da nur das zweite Rad am Wagen“ begründete sie, warum sie im Westen nicht unmittelbar an ihren Ost-Erfolg anknüpfen konnte. Trotzdem hat sie einige Alben produziert und nahm sogar 1983 an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil. „Aber da ging es nicht um den 1. Platz, sondern darum Platten zu verkaufen“, erzählte sie dazu, was ihr auch gelungen wäre. Immerhin 6 Alben hat sie im damals im Westen veröffentlicht, mehr oder wenig erfolgreich. Unmittelbar nach der Maueröffnung hatte sie einen unvergessenen Auftritt in der „Showkolade“ des DDR-Fernsehens, bevor sie dann sehr erfolgreich mit ihrer Band wieder durch den Osten tourte. Auf die Frage von Tobias Meier, mit welchen Komponisten und Textern sie am liebsten zusammen gearbeit hatte, vielen Namen wie natürlich Franz Bartzsch, aber auch Kurt Demmler, Andreas Bicking, Gerulf Panach und Gisela Steineckert. Der plötzliche Tod von Franz Bartzsch Anfang diesen Jahres hat sie sehr betroffen gemacht. „Für mich ist er immer gegenwärtig, ich trage seine Musik weiter“, sagte sie wörtlich dazu. Musikalisch umrahmten Matthias Voigt und Erik Heyner „Gitarrenbauer trifft Seemann“ mit einigen Liedern aus Vronis Zeit die Veranstaltung.Die vorwiegend weiblichen Zuschauer erlebten einen interessanten Abend und konnten ihre „Vroni“ mal so hautnah zu erleben. Dennoch hätten sie sich gewünscht, dass die Vroni ein paar Texte wenigstens mal angesungen hätte. Die Sängerin sagte dazu „Vom Band singe ich nicht“ und für einen Pianisten samt Klavier war im cafe esprit nun wirklich kein Platz mehr. Dafür hat sie versprochen nächstes Jahr – ihrem Jubiläumsjahr – mit einer musikalischen Konzertlesung wieder nach Taucha zu kommen. Die Tauchaer können sich schon jetzt darauf freuen.
Zur nächsten Blauen Stunde am 19. Oktober ist der der Schauspieler Ernst Georg Schwill zu Gast.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra
Schlagwort: Erlebtes
Erlebtes – ein Gigant der Unterhaltung feiert seinen 98. Geburtstag
Lutz Jahoda auf der kleinen Bühne vom café esprit Taucha
Lieber Lutz, herzlichen Glückwunsch zu Deinem 98.Geburtstag!
Lutz Jahoda war einige mal zu Gast im café esprit. Das erste mal zu einem Talk, der „Tauchaer Blauen Stunde“. Informativ, interessant, lustig und wie es sich zu einer Veranstaltung mit Lutz Jahoda gehört, natürlich mit sehr viel Musik. In der Musik merkt man Lutz sein fortgeschrittene Alter gar nicht an. Es ist als legt man einen Schalter um und Lutz Jahoda ist auf der Bühne mit der Musik eins. Ein Vollprofi halt, wie man ihn aus jeder Fernsehsendung kannte, so wie er sich immer in unsere Herzen gesungen und gespielt hatte. In einigen anderen Begenungen zeigte er sich von einer anderen Seite, als Schriftsteller seiner Romantriologie „Der Irrtum“, Erinnerungen einer Lebensgeschichte zwischen Deutschland und Tschechien. Auch eine interessante Seite an Lutz Jahoda.
Der Zuhörer konnte zwei Seiten in Lutz Jahodas Leben kennen lernen, eine lustig beschwingte und eine nachdenkliche und philosophische Seite. Für diese Bühnenerlebnisse auf unserer kleinen Bühne bedanken wir uns ganz herzlich bei Dir, lieber Lutz.
Erlebtes – Ein Stern der nie vergeht
“Ein Stern der nie vergeht”- Karussell zur Blauen Stunde im cafe esprit
Untergegangen ist ihr Stern nie, daran konnte auch eine über 10-jährige Pause und eine 17-jährige Platten-Abstinenz nichts ändern. Hatten sie doch mit Songs wie “Fenster zu”, “Whiskey und ihrem Superhit “Als ich fortging ” Musikgeschichte geschrieben: Karussell. Tatsächlich waren zur Tauchaer Blauen Stunde des Kunst- und Kulturvereins Taucha (Kukuta) am vergangenem Dienstag mit Wolf-Rüdiger Raschke und Reinhard Oschek Huth Zwei aus der Urbesetzung zu Gast im Kulturcafe, von der aktuellen Besetzung Raschkes Sohn Joe. Bei dieser Konstellation wollte natürlich Moderator Tobias Meier etwas über die Vater-Sohn-Beziehung erfahren. Für Joe Raschke, dem die Karussell-Musik ein Leben lang begleitet hat, sind die Text auch heute noch vielseitiger als man glaubt und noch immer entdeckt er neue Phantasien darin. Er war es auch, der von sich aus auf seinen Vater zugegangen ist, mit ihm gemeinsam Musik zu machen. Das war 2007 als die Band sich gerade auf Initiative von Reinhard Oschek Huth sich neu zu formieren begann. Dabei wollte Wolf-Rüdiger Raschke, für den das Kapitel Karussell nach der Wende mit einem großen Mauerkonzert eigentlich abgehakt war, nie wieder so richtig durchstarten. Längst hatte er sich auf die Bewirtschaftung seines Hotels in Naunhof zurück gezogen, wo nun umgekehrt die Musiker aus der Szene bei ihm zu Gast war.
Raschke hatte die Band, die 1976 durch Fusion der Leipziger Amateurgruppe Fusion mit zwei Mitgliedern der kurz vorher verbotenen legendären Band RENFT entstand, immer zusammen gehalten. Der Name wurde ungewollt zum Markenzeichen, denn das Besetzungskarussell drehte sich immer wieder. Nachdem Peter Cäsar Gläser die Band 1983 verließ, schafften sie 1985 durch Integration des neuen Sängers Dirk Michaelis ein Comeback. Mit ihm produzierten sie 1988 auch ihren unvergessenen Hit “Als ich fortging”. Rückblickend sind für Wolf-Rüdiger Raschke Veränderungen in der Band etwas ganz normales. “Da gab es Meinungsverschiedenheiten bei den Texten aber auch Frauengeschichten”, sagte er. “Die Band hat aber aber immer zusammen gehalten und etwas bewegt”, so Raschke weiter. Für Sohn Joe ist das Prägende an Karussell, dass sich immer mehrere Bandmitglieder musikalisch eingebracht hätten.
Stephan Langer der Raschke Senior schon seit über 40 Jahren kennt und mit ihm zusammen auch schon gespielt hat, sagte zur aktuellen Karussell-Besetzung: “Wolf-Rüdiger macht klaviermäßig ein wunderbares Fundament. Oschek hat bedingt durch seine Ausbildung stimmäßig keine Probleme mit der Höhe und Joe als Cäsar-Ersatz kein Pendant, aber er macht seine Sache so gut, dass man ihm das auch richtig abkauft”. In der Tat kann Joe bedingt durch seine tiefe Stimme, die Songs von Cäsar transportieren und sich dabei wunderbar mit Oschek ergänzen, wie auch Vater Wolf-Rüdiger unterstrich. Felix Güldner von der jungen Band “7 Square Meters” ist nach eigenen Aussagen durch seinen Vater vom Ostrock geprägt und mit ihm groß geworden. Auch wenn es nach seinen Aussagen schwierig sei für eine junge Band, Karussell-Songs nachzuspielen, sagte Kristina Apitz (Sängerin von 7 Square Meters) dazu: “Wenn wir die Gitarre in die Hand nehmen oder uns ans Klavier setzen, dann ist Karussell immer mit dabei”. Damit tragen sie auf ihre Weise dazu bei, dass der “Stern der Liebe”, wie auch ein Titel der aktuellen CD “Loslassen” heißt nie vergeht. In einer begrenzten Auflage ist diese CD übrigens auch als klassische Vinyl-Schallplatte erhältlich, natürlich auch an diesem Abend zu Blauen Stunde, wo die Gäste doch mehr der Musik lauschen wollten, als die anwesendern Bandmitglieder zu befragen. Die CD ist übrigens in New York “mit einem speziellen Verfahren, dass alle Frequenzen bedient, gemastert” worden, wie Joe Rascke informierte. Wir können gespannt sein.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra
Erlebtes – Neuzugang und Nachwuchs
Chamerops Humilis
Es ist manchmal richtig schön. Meine Palme auf dem Balkon mickerte so richtig vor sich hin. Ich konnte es schon nicht mehr mit ansehen und beschloss sie zu entsorgen. Gesagt getan. Ich machte mich an einen Total schnitt, so dass nur noch ein Palmenwedel raus schaute. Die neue Palme, eine Chamaerops Humilis, also eine Europäische Zwergpalme, welche sehr prächtig anzusehen war, stellte ich natürlich auf den viel besseren Standort. Die alte Palme, welche nicht einmal frostsicher war, stellte ich etwas abseits, an den Rand der Palmenwelt.
Was ich nicht gedacht hatte, sie entwickelte einen gewissen Ehrgeiz und wuchs lustig vor sich hin. Sie war noch nicht so gut entwickelt wie die frostsichere Schwester, die Europäische Zwergpalme. Sie wuchs aber innerhalb kürzester Zeit und zwei stolze Wedel zierten sie. Ich war erstaunt und begeistert. Die vertrocknete Variante war wieder zum Leben erweckt.
Was so ein Wettkampf unter Palmen doch alles erreichen kann. Also ein gesunder Wettbewerb entwickelt Wachstum, nicht nur bei Palmen😀.
Erlebtes – Die Kirchenruine in Wachau
Fotos: © Anke Rüstau Mai 2025
Die Pfarrkirche von Wachau wurde erstmals im Jahr 1393 urkundlich erwähnt. Bereits 1465 erhielt sie vermutlich eine in diesem Jahr gegossene Glocke. Bis zum frühen 16. Jahrhundert gehörte Wachau zum Kloster Buch in Grimma. Ab 1580 wurde die Wachauer Kirchgemeinde als Schwesternkirche von Cröbern geführt und von einem in Cröbern ansässigen Pfarrer betreut.
Die Geschichte Wachaus ist eng mit den Ereignissen der Völkerschlacht von 1813 verknüpft. Rund um Wachau und andere Orte im Leipziger Südraum fanden jene entscheidenden Kämpfe statt, die letztlich zur Niederlage Napoleons führten. Zahlreiche Gedenksteine in der Region erinnern bis heute an diese historischen Ereignisse.
Bis 1972, als Cröbern dem Braunkohletagebau weichen musste (heutiges Gebiet des Markkleeberger Sees), war Wachau weiterhin an Cröbern gebunden. Auch Wachau selbst war von der geplanten Abbaggerung bedroht – ein Vorhaben, das erst durch die Wende von 1989 verhindert werden konnte.
Heute ist Wachau Teil einer gemeinsamen Kirchgemeinde mit Probstheida, Störmthal und Güldengossa.
Von einer prächtigen Kirche zur romantischen Ruine
Die Wachauer strebten immer wieder danach, eine eigenständige Kirche mit eigenem Pfarrer zu haben, anstatt weiterhin vom Cröberner Pfarrer mitversorgt zu werden. Besonders ab 1860 wurde dieser Wunsch erneut intensiv verfolgt. Zwar blieb ihnen ein eigener Pfarrer aus Kostengründen verwehrt, doch wurde schließlich ein Neubau der Kirche beschlossen. Die alte Kirche war durch die Völkerschlacht schwer beschädigt worden und befand sich in einem schlechten Zustand.
Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, woraufhin die alte Kirche abgerissen wurde. Der Leipziger Konstantin Lipsius gewann den Wettbewerb und erhielt 150 Taler für seinen Entwurf. Lipsius, der später auch an der Peterskirche in Leipzig mitwirkte, entwarf ein beeindruckendes Bauwerk im neogotischen Stil, dessen Errichtung 1865 begann. Bereits 1867 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht. Mit ihrem 65 Meter hohen Turm galt sie als die höchste Kirche im Leipziger Umland. Reisende, die aus südlicher Richtung auf Leipzig zukamen, konnten den Turm schon von Weitem erkennen.
Doch das Bauwerk stand unter keinem guten Stern. Verschiedene Ereignisse, die sich im Laufe der Jahre wie ein unheilvolles Mosaik zusammensetzten, führten dazu, dass der Turm heute nur noch die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe misst und die Kirche als eine romantische Ruine zurückgeblieben ist.
Bereits im Einweihungsjahr zerstörten orkanartige Stürme alle vier Spitztürmchen (Fialen). Erhaltungsarbeiten waren immer wieder erforderlich, doch die Schwierigkeiten häuften sich.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche erhebliche Schäden. Bronzeglocken mussten an die Rüstungsindustrie abgegeben werden. Ein Luftangriff im Dezember 1943 zerstörte das Kirchendach und zerbarst viele Bleiglasfenster. Im Februar 1945 trafen amerikanische Brandbomben den Turm und die Sakristei.
Eine umfassende Reparatur war nach dem Krieg nicht möglich. Die Mangelwirtschaft der DDR, eine kirchenfeindliche Haltung und fehlende finanzielle Mittel verhinderten jede Sanierung. Wind und Regen setzten der Kirche weiter zu. Im Jahr 1956 wurde das letzte Paar in der Kirche getraut; danach fanden Gottesdienste nur noch im Gemeindehaus statt.
Ein Blitzeinschlag im Juli 1974 verschärfte die Situation. Im April 1975 wurde der Turm aus Sicherheitsgründen abgerissen. Die Trümmer wurden auf das Gewölbe des Kirchenschiffs geschüttet, das unter der Last schließlich zusammenbrach. Dabei gingen großartige Figurenschmuckelemente, Wasserspeier und Blattwerk unwiederbringlich verloren.
Wie durch ein Wunder blieben jedoch das alte Uhrwerk sowie die kleinste und älteste Glocke von 1465 erhalten – sie läutet bis heute.
Der Herbst 1989 markierte einen Wendepunkt. Die Kirchenruine wurde unter Denkmalschutz gestellt und Fördermittel zur Erhaltung bereitgestellt. Mit Unterstützung der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative sowie ortsansässiger Firmen gelang es der Kirchgemeinde, das Kirchenschiff zu beräumen. Zwischen 1995 und 1997 wurde die Ruine gesichert, Altar und Taufstein saniert. Im Mai 1997 fand ein feierlicher Gottesdienst zur Wiedereinweihung statt.
Seitdem erstrahlt die Kirchenruine als besonderer Ort für Gottesdienste, Konzerte, Theateraufführungen und Feiern. Ein jährlicher Weihnachtsmarkt in und um das Gebäude rundet das Jahr stimmungsvoll ab. Spontane Besucher sind stets willkommen – die Türen der Ruine stehen täglich offen.
Die Ruine ist heute Teil der Kirchgemeinde Probstheida – Störmthal – Güldengossa.
Text: Kirchenverein Wachau bei Leipzig
© Foto Jürgen Rüstau Winteraufnahme 2024
Erlebtes – Leipzig’s Wasserwege
Begonnen nach dem 1. Weltkrieg, wurde ein Riesenbetonwerk am Ende des Kanals in die Landschaft gesetzt. Mit dieser Schleuse sollte der Höhenunterschied im Gelände zwischen dem jetzigen Ende des Elster-Saale Kanal auf Höhenniveau gebracht werden. Der 2. Weltkrieg verhinderte die Fertigstellung. Danach hatte die DDR keine Kapazität und im vereinten Deutschland ist es vergessen wurden. So blieb die Bauruine ohne Anschluss mitten im Gelände stehen. Unerschütterlich deutsche Wertarbeit. Es gibt nicht weniger Menschen, welche sich einen Weiterbau vorstellen könnten. Bis zur Saale sind es bloß 7,5 Kilometer und ein schiffbarer Wasserweg wäre vom Leipziger Neuseeland über den Elster-Saale Kanal, über Saale und Elbe bis zur Nordsee möglich. Sind wir gespannt!
Ein Hallenser erinnert sich:
„Da steht so ein Riesending aus der Nazi-Zeit auf dem Acker und keiner weiß so richtig, was das ist“, hatte ihm ein Freund aus Merseburg erzählt. Eines Tages schaut Dirk Becker selber nach. Er fragt sich bei den Leuten im Dörfchen Wüsteneutzsch durch und steht plötzlich am Fuße eines gigantischen Betonkolosses: „Ich sag‘ mal, ich habe damals schon erkannt, dass es eine Schleuse sein soll. Nur sind wir hier zwei Kilometer weg von der Saale, egal wie ich mich hochrecke und strecke, ich sehe kein Wasser weit und breit“, so erzählt der Hallenser lachend, wie er vor nunmehr 15 Jahren eine Entdeckung machte, die sein Leben verändern sollte.“
Aus Lost Place: Wie eine Schleusenruine aus der NS Zeit Touristen begeistern soll.
(MDR 2022)
Erlebtes – Herbert Köfer im café esprit Taucha
Mit Herbert Köfer war ein bekannter DDR-Schauspieler, Moderator und Synchronsprecher im ausverkauften Café Esprit zu Gast. In seiner komödiantischen Art und Weise las der 90-Jährige mit seiner so sympathischen Stimme einige Episoden aus seiner Autobiografie „Nie war es so verrückt wie immer …“, die 2008 in einer erweiterten Neuauflage im Verlag „Das Neue Berlin“ erschien.
Der Titel des Buches sei so stimmig, stellte Köfer gleich am Anfang seiner Lesung klar und bekannte: „Ich war gerne ein DDR-Bürger, ich schäme mich nicht dafür“. Herbert Köfer kennt man vom Fernsehen, vom Radio und auch vom Theater. Bei der Geburtsstunde des Deutschen Fernsehfunks (DFF) war er am 21. Dezember 1952 der erste Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“. Fast 40 Jahre gehörte er dem DFF-Ensemble an und hat das Profil des Senders mit geprägt, zum Beispiel in der Rolle des Rentners Schmidt in der 20-teiligen Serie „Rentner haben niemals Zeit“. Auch in der letzten Sendung des DFF am 31. Dezember 1991 stand er noch einmal vor der Kamera.
Dabei sollte Herbert Köfer nach dem Willen seiner Eltern einmal den Verlag seines Vaters übernehmen und so begann er 1937 mit einer kaufmännischen Lehre. Doch sein Interesse für die Schauspielerei erwachte schon 1929, als er mit seinen Eltern die Heidelberger Schloßfestspiele besuchte und bekannte Schauspieler jener Zeit erlebte. Das Kleist’sche Ritterschauspiel „Kätchen von Heilbronn“ hat es ihm besonders angetan. „Da habe ich Blut geleckt und war dem Zauber verfallen“ sagte er wörtlich dazu. Heimlich bewarb er sich dann auf eine Zeitungsannonce hin bei der Schauspielschule. Er bestand die Eignungs- und schließlich auch die Aufnahmeprüfung. Eine Ohrfeige bekam er von seiner Mutter dafür, als sie das herausbekam. „Die Kunst verlangt Opfer“ schreibt Köfer in seinem Buch dazu. Doch ein Opfer sollte er für die Schauspielerei allerdings bringen, nämlich seine abstehenden Ohren anlegen lassen. Pfiffig klebte er sich die Ohren nur an. Sehr zur Erheiterung der Zuhörer las er dann eine Episode aus dem Buch, wie der Kleber an einem heißen Sommertag plötzlich nach ließ und sein Direktor das mit den Worten: „Köfer sie werden mal Komiker“ kommentierte. Ist er ja dann auch geworden.
Gespannte Ruhe dann als Köfer aus seiner Geschichte „Totalschaden“ gelesen hat. Am Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 war ihm eine Kuh, „ein Zonenrind“ ins Auto gelaufen und verursachte einen Auffahrunfall. Herbei geeilte Polizisten erkennen ihn sofort und die anderen beteiligten Autofahrer aus den alten Bundesländern wundern sich sehr darüber. Für Köfer war das „eine Art Gleichnis“. Doch auch in letzter Zeit stand er noch oft vor der Kamera und tourt mit seiner „Köfers Kommödiantenbühne durch die Lande. Aufhören will er noch nicht, denn es gibt für ihn viele Gründe nicht zu sterben.
Für die Zuschauer war es ein „sehr guter und erfrischender Abend“, wie Steffi Möller aus Schkeuditz feststellte. Sie faszinierte vor allem, wie geistig fit Köfer wirkte. Constanze Sucker ist extra wegen Herbert Köfer mit ihrem Mann aus Berlin angereist. Auf der Buchmesse war sie auf ihrem Lieblingsstand, dem der LVZ. Doch auch die Lesung in Taucha hatte sie sich extra ausgesucht. „Hier ist es gemütlicher als auf der Messe, wo es so voll ist“, brachte Uta Marz ihre Eindrücke von den Lesungen im Tauchaer Kulturcafe auf den Punkt.
Erlebtes Musikalische Lesung
Kai Niemann sang seinen Hit „Im Osten“ auch im café esprit.
Im Jahre 2001 sorgte Kai Niemann mit diesem Song für Aufsehen. Ich hatte ihn damals in einer Kirche in Leipzig Connewitz kennen gelernt, als er bei einem Heinz Rudolf Kunze Konzert neben mir saß. Zehn Jahre später trat er mit anderen Künstlern im Tauchaer café esprit auf.
Zur Erinnerung nochmal den Songtext, welchen ich beim ersten Hören eigentlich den „Prinzen“ zugeordnet habe. Aber es war ein Niemann Klassiker.
„Im Osten“ Song von Niemann
Die eingefleischten Kenner wissen
Dass die Männer im Osten besser küssen
Dass die Mädchen im Osten schöner sind
Weiß heutzutage jedes Kind
Dass die Mauern im Osten besser halten
Dass die meisten hier meistens etwas schneller schalten
Dass eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Jeder wird mal die Erfahrung machen
Dass die Kinder im Osten öfter lachen
Dass sie sich auch über kleine Sachen freun
Und wenn sie böse warn das später auch bereun
Dass die Omis im Osten viel lieber sind
Und jeder Spinner hier eigentlich nur halb so viel spinnt
Dass eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Trotzdem sind wir
Wir sind ja so schön
Viel zu bescheiden
Junge sind wir schön
Trotzdem kann uns immer noch nicht jeder leiden
Wir sind ja so schön
Wir sind
Wir sind ja so schön
Viel zu bescheiden
Junge sind wir schön
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Lässt sich nicht vermeiden
Jeder weiß dass wir hier immer unser bestes gaben
Und dass auch Ossis den Golf erfunden haben
Dass die Zeit hier nicht so schnell vergeht
Weil sich die Erde etwas langsamer dreht
Dass die Butter hier mehr nach Butter schmeckt
Und der Sekt auch etwas mehr nach Sekt
Dass eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Trotzdem sind wir
Wir sind ja so doll
Viel zu bescheiden
Junge sind wir doll
Trotzdem kann uns immer noch nicht jeder leiden
Wir sind ja so doll
Wir sind
Wir sind ja so doll
Viel zu bescheiden
Junge sind wir doll
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Lässt sich nicht vermeiden
Jeder weiß dass die Sonne im Osten erwacht
Und um den Westen meistens einen großen Bogen macht
Dass der Wind von Osten meistens etwas frischer weht
Dass die Semper Oper nicht in Düsseldorf steht
Dass Martin Luther auch schon ein Ossi war
Und dass im Osten überhaupt alles wunderbar
Und eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Trotzdem sind wir
Wir sind ja so gut
Viel zu bescheiden
Junge sind wir gut
Trotzdem kann uns immer noch nicht jeder leiden
Wir sind ja so gut
Wir sind
Wir sind ja so gut
Viel zu bescheide
Junge sind wir gut
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Lässt sich nicht vermeiden
Erlebtes – Torsten Wolf, ein Mann für alle Fälle
Er trat im café esprit als Solist auf, brachte musikalische Freunde, wie Burkhard mit und gestaltete einfach das Musikprogramm im esprit mit. Aber Torsten war auch Wegbereiter für einige musikalische Events im esprit. Dafür erst einmal an dieser Stelle unser uneingeschränkter Dank. So wären zum Beispiel die großartigen Clubkonzerte eines Mike Kilian , einer Anne Haigis , oder einer Ulla Meinecke nicht so einfach möglich gewesen. Er stellte die Veranstaltungstechnik und hatte auch die Regler während der Veranstaltung fest im Griff und sorgte für einen hervorragenden Sound. Neben einem Konzert zu organisieren ist halt diese Tätigkeit von enormer Wichtigkeit. Dazu lieferte er auch selbst einige ganz beachtliche Muggen im esprit ab. Lieber Torsten, Du gehörst fest zum Team esprit. Dankeschön!
Erlebtes – Blaue Stunde mit Jens Weißflog
Zu einer sportlichen „Blauen Stunde“ war die Skisprung-Legende Jens Weißflog zu Gast im Café Esprit. Die am 12. Mai geplante Veranstaltung musste damals ausfallen, da der Gast aus dem Erzgebirge bei der Anfahrt in einen Unfall verwickelt war (“Nur Blechschaden”). Der „Floh vom Fichtelberg“, wie er wegen seiner schmalen Statur auch genannt wurde, ist Deutschlands erfolgreichster Skispringer. Er gewann drei olympische Goldmedaillen und er ist einer von weltweit nur vier Ski-Springern, der alle wichtigen Wettbewerbe (Olympia, Weltmeisterschaft, Gesamtweltcup) gewinnen konnte.
Taucha kennt Weißflog nur von der Durchfahrt nach Eilenburg, wo er 1999 Gast an der neu errichteten Sprungschanze war. Noch nördlicher, als die Schanze in Tauchas Nachbarstadt, liegt übrigens das Schanzenzentrum am Papengrund in Bad Freienwalde, nordöstlich von Berlin.
Mit Moderator Roman Knoblauch hatte Weiußflog quasi einen Kollegen an seiner Seite, denn der Radiomann war selbst als Nordisch Kombinierter und Langläufer bis 1988 leistungssportlich aktiv. Ausgangspunkt des Gespräches war Weißflogs Buch „Weissflog – Geschichten meines Lebens“, das der österreichische Sportjournalist Egon Theiner nach seinen Schilderungen für ihn aufgeschrieben hat. „Ein ehrliches Buch“, wie Roman Knoblauch meinte. Er habe lange gezögert, seine Lebensgeschichte in einem Buch zu veröffentlichen, denn er „wollte nicht auf dem Ramschtisch der Biografien“ landen. „Und warum jetzt doch?“, fragte der Moderator. „Das Alter – Wenn ich 60 bin, kennt mich vielleicht kaum noch jemand“, so der 51-Jährige. Im Buch erfährt der Leser von seinen Anfängen als Skispringer in Pöhla und Oberwiesenthal und er beschreibt seinen anstrengenden Weg zur Weltspitze und auch die schweren Momente seiner Karriere, als die Erwartungshaltung und der Leistungsdruck immer größer wurden.
Erstaunlich die Lockerheit und sein Redefluss im Esprit beim Erzählen seiner Geschichten („ich habe da noch eine Episode“), denn als Co-Kommentator bei den Skisprung-Übertragungen im Fernsehen, war davon eher wenig zu merken. Er spricht von seiner Lieblingsschanze in Garmisch und der Problemschanze in Bischofshofen und seinem ersten Skiflug von der Großschanze im norwegischen Vikersund und schildert, wie ihm bei seinem ersten Skiflug zumute war. „Man merkt schon, welche enormen Kräfte wirken, wenn man nur die flache Hand beim 100km/h aus dem Autofenster hält. Bei den 2,50 Meter langen und elf Zentimeter breiten Ski erhöht sich das um ein Vielfaches und dabei muss man auch den Flug unter Kontrolle halten“, erinnert er sich. Seitdem er aus 12 Metern Höhe auf den Bakken in Harrachov gestützt war, weiß er auch aus eigener Erfahrung: „Der Traum vom Fliegen geht anders“.
Interessant und amüsant auch seine Schilderungen, dass er mit den gewonnenen Sachpreisen durchaus einen Haushalt-Elektrohandel hätte aufmachen können. So durfte er aus Lahti zum Beispiel zwei Mikrowellen mit nach Hause nehmen. Als er eine Videokamera gewann, bekam er allerdings Probleme mit dem Zoll und dem DTSB.
In der Wendezeit musste er sich auf zwei Systemwechsel einstellen: Zum einen auf die politische Wende, die auch eine Neuausrichtung im Sportsystem bedeutete, aber auch im Sportlichen, denn hier musste er sich auf einen neuen Sprungstil einstellen. Die Weltelite begann sich gerade vom Parallel- auf den V-Stil umzustellen. Nach anfänglichen Misserfolgen, bei denen er sogar ans Aufhören dachte, beendete er mit seinem vierten Gewinn der Vierschanzentournee 1996 seine sportliche Karriere.
Heute ist Weißflog Hotelier in seinem Appartement-Hotel in Oberwiesenthal, dass er 1995 um- und ausgebaut hatte. Das Haus mit seinen 22 Beschäftigten ist gut ausgelastet, in den Winterferien bucht man sogar schon für das Jahr 2018. Hier ist Jens Weißflog oft anzutreffen, ob in der Rezeption oder beim monatlichen „Kaffeeklatsch“.
Bericht IVT. Text und Fotos: Reinhard Rädler