Erlebtes – Die Kirchenruine in Wachau

Fotos: © Anke Rüstau Mai 2025

Die Pfarrkirche von Wachau wurde erstmals im Jahr 1393 urkundlich erwähnt. Bereits 1465 erhielt sie vermutlich eine in diesem Jahr gegossene Glocke. Bis zum frühen 16. Jahrhundert gehörte Wachau zum Kloster Buch in Grimma. Ab 1580 wurde die Wachauer Kirchgemeinde als Schwesternkirche von Cröbern geführt und von einem in Cröbern ansässigen Pfarrer betreut.

Die Geschichte Wachaus ist eng mit den Ereignissen der Völkerschlacht von 1813 verknüpft. Rund um Wachau und andere Orte im Leipziger Südraum fanden jene entscheidenden Kämpfe statt, die letztlich zur Niederlage Napoleons führten. Zahlreiche Gedenksteine in der Region erinnern bis heute an diese historischen Ereignisse.

Bis 1972, als Cröbern dem Braunkohletagebau weichen musste (heutiges Gebiet des Markkleeberger Sees), war Wachau weiterhin an Cröbern gebunden. Auch Wachau selbst war von der geplanten Abbaggerung bedroht – ein Vorhaben, das erst durch die Wende von 1989 verhindert werden konnte.

Heute ist Wachau Teil einer gemeinsamen Kirchgemeinde mit Probstheida, Störmthal und Güldengossa.

Von einer prächtigen Kirche zur romantischen Ruine
Die Wachauer strebten immer wieder danach, eine eigenständige Kirche mit eigenem Pfarrer zu haben, anstatt weiterhin vom Cröberner Pfarrer mitversorgt zu werden. Besonders ab 1860 wurde dieser Wunsch erneut intensiv verfolgt. Zwar blieb ihnen ein eigener Pfarrer aus Kostengründen verwehrt, doch wurde schließlich ein Neubau der Kirche beschlossen. Die alte Kirche war durch die Völkerschlacht schwer beschädigt worden und befand sich in einem schlechten Zustand.

Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, woraufhin die alte Kirche abgerissen wurde. Der Leipziger Konstantin Lipsius gewann den Wettbewerb und erhielt 150 Taler für seinen Entwurf. Lipsius, der später auch an der Peterskirche in Leipzig mitwirkte, entwarf ein beeindruckendes Bauwerk im neogotischen Stil, dessen Errichtung 1865 begann. Bereits 1867 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht. Mit ihrem 65 Meter hohen Turm galt sie als die höchste Kirche im Leipziger Umland. Reisende, die aus südlicher Richtung auf Leipzig zukamen, konnten den Turm schon von Weitem erkennen.

Doch das Bauwerk stand unter keinem guten Stern. Verschiedene Ereignisse, die sich im Laufe der Jahre wie ein unheilvolles Mosaik zusammensetzten, führten dazu, dass der Turm heute nur noch die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe misst und die Kirche als eine romantische Ruine zurückgeblieben ist.

Bereits im Einweihungsjahr zerstörten orkanartige Stürme alle vier Spitztürmchen (Fialen). Erhaltungsarbeiten waren immer wieder erforderlich, doch die Schwierigkeiten häuften sich.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche erhebliche Schäden. Bronzeglocken mussten an die Rüstungsindustrie abgegeben werden. Ein Luftangriff im Dezember 1943 zerstörte das Kirchendach und zerbarst viele Bleiglasfenster. Im Februar 1945 trafen amerikanische Brandbomben den Turm und die Sakristei.

Eine umfassende Reparatur war nach dem Krieg nicht möglich. Die Mangelwirtschaft der DDR, eine kirchenfeindliche Haltung und fehlende finanzielle Mittel verhinderten jede Sanierung. Wind und Regen setzten der Kirche weiter zu. Im Jahr 1956 wurde das letzte Paar in der Kirche getraut; danach fanden Gottesdienste nur noch im Gemeindehaus statt.

Ein Blitzeinschlag im Juli 1974 verschärfte die Situation. Im April 1975 wurde der Turm aus Sicherheitsgründen abgerissen. Die Trümmer wurden auf das Gewölbe des Kirchenschiffs geschüttet, das unter der Last schließlich zusammenbrach. Dabei gingen großartige Figurenschmuckelemente, Wasserspeier und Blattwerk unwiederbringlich verloren.

Wie durch ein Wunder blieben jedoch das alte Uhrwerk sowie die kleinste und älteste Glocke von 1465 erhalten – sie läutet bis heute.

Der Herbst 1989 markierte einen Wendepunkt. Die Kirchenruine wurde unter Denkmalschutz gestellt und Fördermittel zur Erhaltung bereitgestellt. Mit Unterstützung der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative sowie ortsansässiger Firmen gelang es der Kirchgemeinde, das Kirchenschiff zu beräumen. Zwischen 1995 und 1997 wurde die Ruine gesichert, Altar und Taufstein saniert. Im Mai 1997 fand ein feierlicher Gottesdienst zur Wiedereinweihung statt.
Seitdem erstrahlt die Kirchenruine als besonderer Ort für Gottesdienste, Konzerte, Theateraufführungen und Feiern. Ein jährlicher Weihnachtsmarkt in und um das Gebäude rundet das Jahr stimmungsvoll ab. Spontane Besucher sind stets willkommen – die Türen der Ruine stehen täglich offen.
Die Ruine ist heute Teil der Kirchgemeinde Probstheida – Störmthal – Güldengossa.
Text: Kirchenverein Wachau bei Leipzig

© Foto Jürgen Rüstau Winteraufnahme 2024

Erlebtes – Leipzig’s Wasserwege

Begonnen nach dem 1. Weltkrieg, wurde ein Riesenbetonwerk am Ende des Kanals in die Landschaft gesetzt. Mit dieser Schleuse sollte der Höhenunterschied im Gelände zwischen dem jetzigen Ende des Elster-Saale Kanal auf Höhenniveau gebracht werden. Der 2. Weltkrieg verhinderte die Fertigstellung. Danach hatte die DDR keine Kapazität und im vereinten Deutschland ist es vergessen wurden. So blieb die Bauruine ohne Anschluss mitten im Gelände stehen. Unerschütterlich deutsche Wertarbeit. Es gibt nicht weniger Menschen, welche sich einen Weiterbau vorstellen könnten. Bis zur Saale sind es bloß 7,5 Kilometer und ein schiffbarer Wasserweg wäre vom Leipziger Neuseeland über den Elster-Saale Kanal, über Saale und Elbe bis zur Nordsee möglich. Sind wir gespannt!

Ein Hallenser erinnert sich:
„Da steht so ein Riesending aus der Nazi-Zeit auf dem Acker und keiner weiß so richtig, was das ist“, hatte ihm ein Freund aus Merseburg erzählt. Eines Tages schaut Dirk Becker selber nach. Er fragt sich bei den Leuten im Dörfchen Wüsteneutzsch durch und steht plötzlich am Fuße eines gigantischen Betonkolosses: „Ich sag‘ mal, ich habe damals schon erkannt, dass es eine Schleuse sein soll. Nur sind wir hier zwei Kilometer weg von der Saale, egal wie ich mich hochrecke und strecke, ich sehe kein Wasser weit und breit“, so erzählt der Hallenser lachend, wie er vor nunmehr 15 Jahren eine Entdeckung machte, die sein Leben verändern sollte.“
Aus Lost Place: Wie eine Schleusenruine aus der NS Zeit Touristen begeistern soll.
(MDR 2022)

Erlebtes – Herbert Köfer im café esprit Taucha

Mit Herbert Köfer war ein bekannter DDR-Schauspieler, Moderator und Synchronsprecher im ausverkauften Café Esprit zu Gast. In seiner komödiantischen Art und Weise las der 90-Jährige mit seiner so sympathischen Stimme einige Episoden aus seiner Autobiografie „Nie war es so verrückt wie immer …“, die 2008 in einer erweiterten Neuauflage im Verlag „Das Neue Berlin“ erschien.

Der Titel des Buches sei so stimmig, stellte Köfer gleich am Anfang seiner Lesung klar und bekannte: „Ich war gerne ein DDR-Bürger, ich schäme mich nicht dafür“. Herbert Köfer kennt man vom Fernsehen, vom Radio und auch vom Theater. Bei der Geburtsstunde des Deutschen Fernsehfunks (DFF) war er am 21. Dezember 1952 der erste Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“. Fast 40 Jahre gehörte er dem DFF-Ensemble an und hat das Profil des Senders mit geprägt, zum Beispiel in der Rolle des Rentners Schmidt in der 20-teiligen Serie „Rentner haben niemals Zeit“. Auch in der letzten Sendung des DFF am 31. Dezember 1991 stand er noch einmal vor der Kamera.

Dabei sollte Herbert Köfer nach dem Willen seiner Eltern einmal den Verlag seines Vaters übernehmen und so begann er 1937 mit einer kaufmännischen Lehre. Doch sein Interesse für die Schauspielerei erwachte schon 1929, als er mit seinen Eltern die Heidelberger Schloßfestspiele besuchte und bekannte Schauspieler jener Zeit erlebte. Das Kleist’sche Ritterschauspiel „Kätchen von Heilbronn“ hat es ihm besonders angetan. „Da habe ich Blut geleckt und war dem Zauber verfallen“ sagte er wörtlich dazu. Heimlich bewarb er sich dann auf eine Zeitungsannonce hin bei der Schauspielschule. Er bestand die Eignungs- und schließlich auch die Aufnahmeprüfung. Eine Ohrfeige bekam er von seiner Mutter dafür, als sie das herausbekam. „Die Kunst verlangt Opfer“ schreibt Köfer in seinem Buch dazu. Doch ein Opfer sollte er für die Schauspielerei allerdings bringen, nämlich seine abstehenden Ohren anlegen lassen. Pfiffig klebte er sich die Ohren nur an. Sehr zur Erheiterung der Zuhörer las er dann eine Episode aus dem Buch, wie der Kleber an einem heißen Sommertag plötzlich nach ließ und sein Direktor das mit den Worten: „Köfer sie werden mal Komiker“ kommentierte. Ist er ja dann auch geworden.

Gespannte Ruhe dann als Köfer aus seiner Geschichte „Totalschaden“ gelesen hat. Am Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 war ihm eine Kuh, „ein Zonenrind“ ins Auto gelaufen und verursachte einen Auffahrunfall. Herbei geeilte Polizisten erkennen ihn sofort und die anderen beteiligten Autofahrer aus den alten Bundesländern wundern sich sehr darüber. Für Köfer war das „eine Art Gleichnis“. Doch auch in letzter Zeit stand er noch oft vor der Kamera und tourt mit seiner „Köfers Kommödiantenbühne durch die Lande. Aufhören will er noch nicht, denn es gibt für ihn viele Gründe nicht zu sterben.
Für die Zuschauer war es ein „sehr guter und erfrischender Abend“, wie Steffi Möller aus Schkeuditz feststellte. Sie faszinierte vor allem, wie geistig fit Köfer wirkte. Constanze Sucker ist extra wegen Herbert Köfer mit ihrem Mann aus Berlin angereist. Auf der Buchmesse war sie auf ihrem Lieblingsstand, dem der LVZ. Doch auch die Lesung in Taucha hatte sie sich extra ausgesucht. „Hier ist es gemütlicher als auf der Messe, wo es so voll ist“, brachte Uta Marz ihre Eindrücke von den Lesungen im Tauchaer Kulturcafe auf den Punkt.

Erlebtes – Niemann „Im Osten“


Kai Niemann sang seinen Hit „Im Osten“ auch im café esprit.

Im Jahre 2001 sorgte Kai Niemann mit diesem Song für Aufsehen. Ich hatte ihn damals in einer Kirche in Leipzig Connewitz kennen gelernt, als er bei einem Heinz Rudolf Kunze Konzert neben mir saß. Zehn Jahre später trat er mit anderen Künstlern im Tauchaer café esprit auf.
Zur Erinnerung nochmal den Songtext, welchen ich beim ersten Hören eigentlich den „Prinzen“ zugeordnet habe. Aber es war ein Niemann Klassiker.

„Im Osten“ Song von Niemann

Die eingefleischten Kenner wissen
Dass die Männer im Osten besser küssen
Dass die Mädchen im Osten schöner sind
Weiß heutzutage jedes Kind
Dass die Mauern im Osten besser halten
Dass die meisten hier meistens etwas schneller schalten
Dass eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Jeder wird mal die Erfahrung machen
Dass die Kinder im Osten öfter lachen
Dass sie sich auch über kleine Sachen freun
Und wenn sie böse warn das später auch bereun
Dass die Omis im Osten viel lieber sind
Und jeder Spinner hier eigentlich nur halb so viel spinnt
Dass eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Trotzdem sind wir
Wir sind ja so schön
Viel zu bescheiden
Junge sind wir schön
Trotzdem kann uns immer noch nicht jeder leiden
Wir sind ja so schön
Wir sind
Wir sind ja so schön
Viel zu bescheiden
Junge sind wir schön
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Lässt sich nicht vermeiden
Jeder weiß dass wir hier immer unser bestes gaben
Und dass auch Ossis den Golf erfunden haben
Dass die Zeit hier nicht so schnell vergeht
Weil sich die Erde etwas langsamer dreht
Dass die Butter hier mehr nach Butter schmeckt
Und der Sekt auch etwas mehr nach Sekt
Dass eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Trotzdem sind wir
Wir sind ja so doll
Viel zu bescheiden
Junge sind wir doll
Trotzdem kann uns immer noch nicht jeder leiden
Wir sind ja so doll
Wir sind
Wir sind ja so doll
Viel zu bescheiden
Junge sind wir doll
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Lässt sich nicht vermeiden
Jeder weiß dass die Sonne im Osten erwacht
Und um den Westen meistens einen großen Bogen macht
Dass der Wind von Osten meistens etwas frischer weht
Dass die Semper Oper nicht in Düsseldorf steht
Dass Martin Luther auch schon ein Ossi war
Und dass im Osten überhaupt alles wunderbar
Und eigentlich fast alles etwas besser ist
Als im Westen
Trotzdem sind wir
Wir sind ja so gut
Viel zu bescheiden
Junge sind wir gut
Trotzdem kann uns immer noch nicht jeder leiden
Wir sind ja so gut
Wir sind
Wir sind ja so gut
Viel zu bescheide
Junge sind wir gut
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Dass wir irgendwann die Sieger sind
Lässt sich nicht vermeiden

Erlebtes – Torsten Wolf, ein Mann für alle Fälle

Er trat im café esprit als Solist auf, brachte musikalische Freunde, wie Burkhard mit und gestaltete einfach das Musikprogramm im esprit mit. Aber Torsten war auch Wegbereiter für einige musikalische Events im esprit. Dafür erst einmal an dieser Stelle unser uneingeschränkter Dank. So wären zum Beispiel die großartigen Clubkonzerte eines Mike Kilian , einer Anne Haigis , oder einer Ulla Meinecke nicht so einfach möglich gewesen. Er stellte die Veranstaltungstechnik und hatte auch die Regler während der Veranstaltung fest im Griff und sorgte für einen hervorragenden Sound. Neben einem Konzert zu organisieren ist halt diese Tätigkeit von enormer Wichtigkeit. Dazu lieferte er auch selbst einige ganz beachtliche Muggen im esprit ab. Lieber Torsten, Du gehörst fest zum Team esprit. Dankeschön!

Erlebtes – Blaue Stunde mit Jens Weißflog

Zu einer sportlichen „Blauen Stunde“ war die Skisprung-Legende Jens Weißflog zu Gast im Café Esprit. Die am 12. Mai geplante Veranstaltung musste damals ausfallen, da der Gast aus dem Erzgebirge bei der Anfahrt in einen Unfall verwickelt war (“Nur Blechschaden”). Der „Floh vom Fichtelberg“, wie er wegen seiner schmalen Statur auch genannt wurde, ist Deutschlands erfolgreichster Skispringer. Er gewann drei olympische Goldmedaillen und er ist einer von weltweit nur vier Ski-Springern, der alle wichtigen Wettbewerbe (Olympia, Weltmeisterschaft, Gesamtweltcup) gewinnen konnte.
Taucha kennt Weißflog nur von der Durchfahrt nach Eilenburg, wo er 1999 Gast an der neu errichteten Sprungschanze war. Noch nördlicher, als die Schanze in Tauchas Nachbarstadt, liegt übrigens das Schanzenzentrum am Papengrund in Bad Freienwalde, nordöstlich von Berlin.
Mit Moderator Roman Knoblauch hatte Weiußflog quasi einen Kollegen an seiner Seite, denn der Radiomann war selbst als Nordisch Kombinierter und Langläufer bis 1988 leistungssportlich aktiv. Ausgangspunkt des Gespräches war Weißflogs Buch „Weissflog – Geschichten meines Lebens“, das der österreichische Sportjournalist Egon Theiner nach seinen Schilderungen für ihn aufgeschrieben hat. „Ein ehrliches Buch“, wie Roman Knoblauch meinte. Er habe lange gezögert, seine Lebensgeschichte in einem Buch zu veröffentlichen, denn er „wollte nicht auf dem Ramschtisch der Biografien“ landen. „Und warum jetzt doch?“, fragte der Moderator. „Das Alter – Wenn ich 60 bin, kennt mich vielleicht kaum noch jemand“, so der 51-Jährige. Im Buch erfährt der Leser von seinen Anfängen als Skispringer in Pöhla und Oberwiesenthal und er beschreibt seinen anstrengenden Weg zur Weltspitze und auch die schweren Momente seiner Karriere, als die Erwartungshaltung und der Leistungsdruck immer größer wurden.
Erstaunlich die Lockerheit und sein Redefluss im Esprit beim Erzählen seiner Geschichten („ich habe da noch eine Episode“), denn als Co-Kommentator bei den Skisprung-Übertragungen im Fernsehen, war davon eher wenig zu merken. Er spricht von seiner Lieblingsschanze in Garmisch und der Problemschanze in Bischofshofen und seinem ersten Skiflug von der Großschanze im norwegischen Vikersund und schildert, wie ihm bei seinem ersten Skiflug zumute war. „Man merkt schon, welche enormen Kräfte wirken, wenn man nur die flache Hand beim 100km/h aus dem Autofenster hält. Bei den 2,50 Meter langen und elf Zentimeter breiten Ski erhöht sich das um ein Vielfaches und dabei muss man auch den Flug unter Kontrolle halten“, erinnert er sich. Seitdem er aus 12 Metern Höhe auf den Bakken in Harrachov gestützt war, weiß er auch aus eigener Erfahrung: „Der Traum vom Fliegen geht anders“.
Interessant und amüsant auch seine Schilderungen, dass er mit den gewonnenen Sachpreisen durchaus einen Haushalt-Elektrohandel hätte aufmachen können. So durfte er aus Lahti zum Beispiel zwei Mikrowellen mit nach Hause nehmen. Als er eine Videokamera gewann, bekam er allerdings Probleme mit dem Zoll und dem DTSB.
In der Wendezeit musste er sich auf zwei Systemwechsel einstellen: Zum einen auf die politische Wende, die auch eine Neuausrichtung im Sportsystem bedeutete, aber auch im Sportlichen, denn hier musste er sich auf einen neuen Sprungstil einstellen. Die Weltelite begann sich gerade vom Parallel- auf den V-Stil umzustellen. Nach anfänglichen Misserfolgen, bei denen er sogar ans Aufhören dachte, beendete er mit seinem vierten Gewinn der Vierschanzentournee 1996 seine sportliche Karriere.
Heute ist Weißflog Hotelier in seinem Appartement-Hotel in Oberwiesenthal, dass er 1995 um- und ausgebaut hatte. Das Haus mit seinen 22 Beschäftigten ist gut ausgelastet, in den Winterferien bucht man sogar schon für das Jahr 2018. Hier ist Jens Weißflog oft anzutreffen, ob in der Rezeption oder beim monatlichen „Kaffeeklatsch“.
Bericht IVT. Text und Fotos: Reinhard Rädler

Erlebtes – Traditionskonzerte


Gaby Rückert und das ehemalige café esprit ist schon etwas ganz Besonderes!
Wie viele Male sie, gemeinsam mit Ingo Koster hier auftrat war es immer ein Treffen mit ihren Fans, auf Augenhöhe und Herzlichkeit. Vor allem, die Fans sangen alle Songs inbrünstig und textsicher mit. Wir sind auch über das aktive café esprit hinaus gute Freunde geblieben. Danke Gaby und Ingo!

Erlebtes – zu Gast der König der Nebenrollen Ernst Georg Schwill

Amüsante Blaue Stunde mit Schauspieler Ernst-Georg Schwill

Zur 24. Auflage der Blauen Stunde des Kunst- und Kulturverein Taucha war mit Ernst Georg Schwill ein Schauspieler zu Gast, der dem ehemaligen Filmstudio der DDR (DEFA) ein Gesicht gegeben hat. Spielte er doch den Rainer Meister in Heiner Carows antifaschistischen Film “Sie nannten ihn Amigo” (1958).
Seine Erinnerungen an die diese frühen Jahre der DEFA, aber auch rein private Episoden hat er inzwischen in seinem Buch “Is doch keene Frage nich” nieder geschrieben. Das Buch ist autobiografisch, “da ist nichts dazu gedichtet” und er hat es auch noch mit der Hand geschrieben, wie er dem erstaunten Moderator Tobias Meier erzählte. Mit den technischen Dingen hätte er nichts am Hut. Seine Frau, die er mehrfach erwähnte, hat das Buch dann mit dem Computer geschrieben.
Auf die Frage wie er dazu gekommen ist ein Buch zu schreiben entgegnete er in seinem typischen Berliner Dialekt: “Freunde sagten mir bei ‘ner Tasse Molle (Bier): Schreib doch alles uff”. Einen weiteren Anstoss dazu gab ihm sein Kollege Edgar Kühlow. Dann las er auch einige lustige Episoden aus dem Buch und erheiterte damit die Zuschauer im vollem cafe esprit, obwohl die (Hinterhof-) Geschichten in der schweren Nachkriegszeit spielten.
Zum Lesen benutzte er übrigens einen Lesehalter, den hätte er mal bei einem Trödelmarkt in Magdeburg erworben. Auf die Frage wie er überhaupt zur DEFA gekommen sei, erzählte Schwill, dass Leute von der DEFA eines Tages in das Kinderheim kamen, wo er nach dem Tod seiner Eltern und einer gewissen Zeit bei seiner Tante und Onkel hin kam. Aber dann musste er in ein anderes Heim “für Schwererziebare” umziehen, wie er freimütig bekannte. Da hat er dann einen “Bettelbrief” an die DEFA geschrieben, der sich noch heute in den DEAFA-Analen befindet und von dem Schwill den erstaunten Gästen im Esprit eine Kopie zeigte. Während seiner Studentenzeit hat er dann seine ersten Kinofilme gedreht, u.a. “Ecke Schönhauser” mit Ekkehard Schall. Zu den damaligen Produktionen sagte er: “Früher gab es bei den Filmen keine finanziellen Zwänge”, da ging es noch um Kunst.
Nach der Wende hat sich dann Ernst-Georg Schwill gleich eine Agentur gesucht und war sich auch nicht zu schade, kleine Rollen zu spielen. Die sind dann zu seinem Markenzeichen geworden. Seit 10 Jahren spielt er im RBB-Tatort den Assistenten Lutz Weber und er hat auch schon in der mdr-Arztserie “In aller Freundschaft” mitgespielt. Selbst einem Taxifahrer in “Good bye Lenin” gab er ein Gesicht.
Dazu sagte der “König der Nebenrollen”, wie Schwill heute bezeichnet wird: “Wenn ich die kleinen Rollen nicht spiele, machen es andere aber schlechter”. Auf die Frage von Tobias Meier ob er bei seiner Tatort-Rolle auch ein Mitspracherecht bei den Texten hätte entgegnete er: “Das haben nur die Hauptdarsteller, ich als Nebendarsteller kann nur etwas berlinerisch rumfummeln.” Kritisch setzte er sich dazu mit den eigenen RBB-Tatorten auseinander, wo seiner Meinung nach die gesellschaftlichen Verhältnisse zu wenig reflektiert werden. “Ich bin zwar aufsässig, aber nicht doof” resümierte er vielsagend über seine Arbeit mit den heutigen Regisseuren.
Zu seinen zukünftigen Plänen sagte der 71-jährige Schwill”: Theater will ich nicht mehr spielen, aber noch Lesungen geben”. Inzwischen hat er ein zweites Buch fertig und beim Verlag abgegeben.
Bericht IVT. Text und Foto: Matthias Kudra

Erlebtes – Katy Karrenbauer im Tauchaer café esprit

 

10.03.2012


So richtig bekannt wurde Katy Karrenbauer durch die Rolle der Christine Walter in der Fernsehserie „Hinter Gittern – Der Frauenknast“, hatte aber auch vorher schon etliche Rollen in TV-Serien, wie „Notaufnahme“ oder „Alphateam“. Danach oder während dieser Zeit kamen dann noch Kino- und Fernsehfilme dazu. Als sie 2011 in das australische Dschungelcamp ging, fragten sich viele „Hat die das nötig?“. Ja, sie hatte es: Durch ein aus vielerlei Gründen fehlgeschl Weiterlesen „Erlebtes – Katy Karrenbauer im Tauchaer café esprit“

Erlebtes – Sternstunde mit Anne Haigis im café esprit



Bild: Anne Haigis, Jürgen Rüstau und Ina Boo

Zum Clubkonzert im esprit präsentierte Anne Haigis Musik aus Fleisch und Blut

Am Freitag Abend war mit Anne Haigis eine der Pop-Ikonen der 80er Jahre zu Gast im Kulturcafé esprit. Im Gepäck hatte sie ihr aktuelles Live-Album “15 Companions”, indem sie ihre eigenen Hits wie “Kind der Sterne” oder Freundin” mit Titeln anderer Musiker kombinierte. Zum Beispiel “No Man’s Land” mit Eric Burdon und Tony Carey wo es um Menschen geht, die ihre Heimat verlieren. An ihrer Seite stand Ina Boo, mit der sie seit 2014 gemeinsam auf Tour ist. Über eine gemeinsame Freundin hat die Schwäbin Haigis die Thüringerin Boo kennen gelernt. Musikalisch harmonieren die beiden Ladies perfekt. Ina Boo sorgt mit ihrer Gitarren-, Piano- und Gesangs-Begleitung für den stimmigen Widerpart zu Annes 12-seitiger Gitarre. Aber Anne Haigis interpretiert die Musik nicht nur – sie fühlt, sie lebt sie, und dieser Umstand macht ihre Darbietung so unnachahmlich und unwiderstehlich authentisch, wovon sich die Besucher im ausverkauften Kulturcafé überzeugen konnten. Mehr noch, der berühmte Funke sprang zu Beginn des Konzertes sofort auf das Publikum über, das bei ihren Songs begeistert mitgegangen ist.
Anne Haigis Wurzeln liegen im Jazz und im Blues, den ihr Wolfgang Dauner vermittelte. 1979 bekam sie von der Deutschen Phonoakademie sogar den Nachwuchspreis für Jazz. Doch ihr großer Durchbruch in den Charts gelingt ihr in den 80er Jahren mit deutschsprachigen Songs wie “Freundin” (produziert von Edo Zanki) oder “Geheime Zeichen” (produziert von Tony Carey). 1988 gab sie auf der “Insel der Jugend” in (Ost-) Berlin ein Konzert, dass sie allerdings nach 3 Songs abbrechen musste, weil die Stimme versagte und lernte da Tamara Danz von “Silly” kennen. Anschließend spielte sie aber auch noch in Dresden und Leipzig. Nach vier deutschsprachigen Alben in den 80ern fühlte sie sich musikalisch zu sehr eingezwängt und durch die Zusammenarbeit mit renommierten Musikern und Produzenten wie Wolf Maahn, Barry Beckett (“Dire Straits), Melissa Etheridge und Nils Lofgren orientierte sie sich wieder um und produziert fortan in Englisch. Im Sommer 1995 wurde ihr eine weiter große Ehre zu Teil: Auf der Gedenkrevue für die Kölner Schauspielerin, Schlagersängerin und Theaterdirektorin Trude Herr interpretierte sie zwei Herr-Texte. Die nachdenklichen und unter die Haut gehenden Songs “Papa” und “Nacht aus Glas” durften auch bei ihrem Clubkonzert im esprit nicht fehlen.

“Der Begriff Clubkonzert hielt was er versprochen hat” brachte es Jochen Heinicke auf den Punkt und meinte damit vorallem die lockere Atmosphäre mit Witz, Charme und Esprit auch im Dialog mit dem Publikum, die man sich sonst nicht vorstellen kann. Angenehm auch, dass Anne Haigis einige Anekdoten aus ihrem Künstlerleben mit eingeflochten hat, zum Beispiel als vor Kurzem nach einer Fernsehproduktion bei “Musik für sie” mit Ute Bresan mitten im Wald ihr Navigationssystem plötzlich meldete: Ziel erreicht. Auch beim Clubkonzert hat sie ihr Ziel erreicht und das Publikum verlebte zwei unvergessliche Stunden im Kulturcafe esprit. Zum nächsten Clubkonzert am 16. Januar 2016 wird Ulla Meinecke erwartet.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra

Link: LIVE im cafe Esprit Taucha Anne Haigis „Walzing Mathilda“
https://photos.app.goo.gl/KfVDfZdhHYVVWJHj6