
Mitternacht auf der Waldlichtung
Die heiße Sonne dieses Augusttages war erst verblasst und letztendlich mit seiner großen Show, so einfach untergegangen. Die blaue Stunde war über uns herein gebrochen. Meine Augen gewöhnten sich ganz langsam an die Dämmerung.
Menschen, welche hier noch vor einigen Stunden unterwegs waren, verschwanden hinter den Mauern ihrer Häuser. Die Einsamkeit der bevorstehenden Nacht breitete sich, erst ganz langsam, dann mit seiner ganzen Macht, unausweichlich aus. Zwei Männer tauchten mit zwei dazugehörigen Freunden, sichtbar als Silhouetten am Waldrand auf. Wie zu einer Prozession schritten sie in einigen Hundert Metern Entfernung aufeinander, ruhigen Schrittes zu. Der Anblick dieser vier Gestalten, vor der Kulisse der Waldlichtung, war gespenstisch und sie kamen sich immer näher.
Diese Situation nahm wirklich gespenstische Ausmaße an. Ihre Gesichtszüge waren wie in Stein gemeißelt. Hier ging es in dieser Augustnacht um Alles. Ihre Augen ließen nicht Geringeres erkennen. Sie waren am Ende ihrer persönlichen Auseinandersetzung angekommen. Ihren Augen war jeder Glanz entwichenen. Dabei waren sie einmal sehr gute Freunde, kannten sich seit längst vergangenen Kindheitstagen. Sie hatten viel gemeinsam gelacht und auch gemeinsam viele verrückte Dinge unternommen. Sie waren in ihren Spielen Blutsbrüder und jeweils der Eine konnte sich ein Leben ohne dem Anderen nicht vorstellen.
Seine ganz eigenen Gedanken gingen in diesen tragisch erscheinenden Minuten noch einmal zu glücklicheren Tagen zurück, an Tage, wo sie einmal eine viel geschworene Einheit waren, an denen der Streit nicht über allem stand. Es war eine wunderschöne Zeit, ohne sich gegeneinander weh zu tun. Wie war es soweit gekommen, dass sie sich aus eiskalten Blicken unversöhnlich anschauten? Keiner dem Anderen auch nur ein Zugeständnis machen wollte, keiner auch nur einen Zentimeter nachgeben wollte. Nun gut, Beide hatten sich in die gleiche Frau verliebt. Magdalena war das gemeinsame Ziel ihrer Wünsche, ihres Begehrens. Sie würde jetzt bestimmt in ihrem Bett nichts ahnend friedlich schlummern. Magdalena war das Begehren der beiden Freunde zwar schon aufgefallen und sie hatte manchmal darüber gelächelt und sich nichts weiter dabei gedacht. Sie hat sich über so manche angenehmen Züge dieser galanten Werbungen gefreut und hätte nie gedacht das dies so ausufern würde. Es hat sich für alle, nicht beachtenswert, über gegenseitige Wortspiele per WhatApp unsichtbar für andere Beteiligte entwickelt. Aus kleinen unbedeutenden verbalen Anfeindungen hatten sich im Laufe der Zeit immer mehr durchaus feindliche Attacken in die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Freunde eingeschlichen. Dabei hatten sie vor nicht allzu langer Zeit alles gemeinsam mit Magdalena unternommen. Es war eine unbeschwerte Zeit. Es wurde viel gelacht und sie schienen immer unzertrennlicher. An Liebe war zunächst in keiner Weise zu denken. Aus zufälligen Berührungen ist wohl in den Köpfen der beiden Freunde mehr geworden. Auch Magdalena spielte in einer ihr unbewussten Art mit Beiden. Sie dachte sich dabei nichts und würde dieses Spiel, ohne einer Bedeutung beizumessen, gern fort setzen. Es war halt ein Spiel unter den jugendlichen Spielerin und unbedarft. Magdalena hatte sich über die Folgen keinerlei Gedanken gemacht. Sie war halt wie immer. Aber bei den beiden Freunden hat sich dieses Begehren nach Magdalena immer weiter hoch geschaukelt und von ihnen Besitz ergriffen.
Sie hatten sich, von Magdalena unbemerkt, in eine ausweglose Situation begeben.
Jetzt standen sie sich auf dieser nächtlichen Waldlichtung in ihrem Angesicht unversöhnlich gegenüber. Ein Plan war in ihren Köpfen gereift. Nach der nun einsetzenden vollkommenen Dunkelheit breitete sich nun auch noch die Stille der Nacht aus. Das Zwitschern der Vögel war schon lange verstummt. Es war kühler geworden und der Atem der Freunde war nun auch sichtbar geworden. Als ein Kautz in die Stille der Nacht seinen Schrei schmetterte, lief Beiden ein Schauer über den Rücken. Erst jetzt wussten sie um die Sinnlosigkeit ihrer Unternehmung.
Aber ein Zurück gab es in dieser Situation nicht mehr. Sie wollten dies hier und heute beenden, komme es was wolle. Sie waren fest entschlossen. Wenn nötig sollte auch Blut fließen.
Und es kam das was kommen musste. Sie wollten sich um Magdalena, welche nichts ahnend in ihrem Bett lag, oder war sie vielleicht in die Diskothek gegangen, um sich zu amüsieren. Denn sie war jung und hatte für solche pubertären Spielchen keinerlei Lust. Vielleicht hat sie aber auch wirklich geschlafen und träumte von dem einen oder anderen Spaß mit den beiden Freunden. Aber wer weiß dies schon.
Sie standen sich auf dieser nächtlichen Waldlichtung unversöhnlich gegenüber um sich zu duellieren. Die Sekundanten stellten den Freunden die Frage nach der Waffe. An den Gegner des Herausforderer ging die Frage nach der Wahl der Waffe.
„Du hast die Wahl der Waffe für dieses Duell, welche Waffe wählst Du?“
Von diesem kam ein Wort welches die gesamte Situation auf den Kopf stellte:
„KREUTZWORTRÄTSEL, wir machen ein Kreuzworträtsel, und wer dieses löst, darf von Magdalena eine Entscheidung erwarten, wer und ob überhaupt einer von ihnen der Auserwählte von Magdalena werden durfte“.
Sie rätselten zwei Tage und zwei Nächte und hatten den Rätselsieger erkoren.
Nur Magdalena bekam nicht so viel davon mit, den in ihrem Übereifer im Werben um sie, hatten sie den dritten Bewerber übersehen.
Wenn sich zwei streiten gewinnt auch manchmal der dritte.
So ist es nun manchmal im Leben, wenn man mit sich selbst beschäftigt ist, sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht und auch nicht was im Wald so alles vorgeht.
© Jürgen Rüstau