Unsere Gartenkantine meiner Tante Else
Wanderung mit meinen Eltern entlang der Parthe von Leipzig nach Taucha
Der Schrebergarten meines Vaters in Schönefeld
Gasthof Abnauendorf
Gasthof Alt Mockau
Hier stand früher der Gasthof Thekla
Versteckt der Freisitz in Thekla
Gasthof in Plausig
Fußweg von Plausig nach Seegeritz
Gasthof Seegeritz
Gasthof zur Linde in Taucha
Das Schützenhaus in Taucha, heute steht dort die Grundschule
Wenn man so klein ist, sieben, acht Jahre alt, erscheint einen die Welt so riesig groß.
Der kleine Rodelberg im Mariannenpark in Schönefeld war für mich ein richtig großer Berg mit einer „Todesabfahrt“ für meinen Schlitten. Kurz vor dem Park stand ein Holzbüdchen mit allerlei Leckereien und da gab es auch die viel gerühmte rote Fassbrause, „Leninschweiß“ genannt.. Ein Kindheitstraum, den ich richtig anfassen und genießen konnte. In diesem Park habe ich einen großen Teil meiner Kindheit verbracht und sah an manchen Tagen danach richtig abstoßend aus, sagte jedenfalls meine Mutter, vor einer gründlichen Reinigung. Wasser und Seife brachte dann mein normales Antlitz wieder an den Tag. Wir waren Kinder und sehr unbeschwert. Ich war auch mal beim Spielen im hinteren Teil des Marianne Parks in die Parthe gefallen und das war damals nicht lustig, denn das Flüsslein stank und es schwammen undefinierbare Schaum Kronen darauf. Mein unfreiwilliges Bad war einfach ekelig. Die Kindheit ist eben kein Ponyhof. Also wie gesagt, der Mariannenpark war für mich das größte Abenteuer dieser Kinderzeit.
Außer an bestimmten Sonntagen, an denen ich mich mit meinem Vater auf „große Weltreise“ begab. Die Parthe Dörfer waren für mich die große Welt, die ich unbedingt erkunden wollte
In einem Gedicht von mir heißt es, „…als Kind zog es mich mit meinem Vater magisch hin in diese Stadt…“. Gemeint ist meine jetzige Heimatstadt Taucha.
Als Kind zog es mich mit meinem Vater,
magisch hin in diese Stadt.
Eine Stadt, die einen gewissen Charme zu bieten hat.
Ich ging durch die Straßen,
ging durch die Gassen.
Träumend konnte ich hier meine Gedanken spielen lassen.
Die Kindheit vergangen,
die Träume wie Seifenblasen zerplatzt.
Das Leben, ist so schnell wie die Parthe geflossen.
Niemand hat am Flair von Taucha gekratzt.
Vieles hat sich verändert in der vergangenen Zeit.
Die Parthe ist wieder sauber,
für Fische bereit.
Die Häuser sind viel heller.
Das Leben wurde hektischer und schneller.
Den Tauchschen gibt es wieder,
für alle ein Glück.
Tradition und Geschichte kehrt in die alten Mauern zurück.
Durch die Straßen und Gassen,
der Festumzug sich windet.
Eine lebendige Tradition, welche Menschen verbindet.
Ich bin wieder hier in dieser Stadt,
blieb ihr verbunden.
Hab ein Stück Heimat wieder gefunden.
Der Weg dahin wäre einfach mit der Straßenbahn Linie 3 zu erreichen. Aber so einfach ging unser Sonntagsausflug in den 50er Jahren nicht über die Bühne. Es wurde gewandert. Halt, bis Endstelle Schönefeld wurde gefahren. Von dort ging es von der Parthe weg, zu Fuß in Richtung Friedrichshafener Straße zur ersten Station auf der Wanderung durch die Parthe Dörfer in die Gaststätte „Nordstern“. Mein Vater hatte dort einen Garten und meine Tante bewirtschaftete die Gartenkantine „Nordstern“. Ab hier wiederholte sich an jeder Station das gleiche Ritual. Mein Vater bekam ein Bier und ich eine Fassbrause. Ich glaube sie war auch rot und schmeckte höllisch gut. Leider gibt es diese Gaststätte und meine Tante auch schon lange nicht mehr. Die Gaststätte ist kurz nach der Wende abgebrannt und meine Tante hatte schon lange davor das Zeitliche gesegnet. Ich hatte sie gemocht und nicht nur wegen der leckeren Fassbrause. Als ich älter war, rückte ich des Öfteren mit meinen Kumpeln dort ein und ich schwöre, wir hatten keine Fassbrause getrunken. Aber zurück in die fünfziger Jahre.
Lange hatten wir uns nicht aufgehalten, auch wenn uns meine Tante gern zum Mittagstisch hier behalten wollte. Aber einerseits war es noch zu zeitig und anderseits hatten wir noch eine schöne Strecke vor uns. Also machten wir uns mit unseren eigenen Füßen wieder auf den Weg. Es ging quer durch den Kleingartenverein in Richtung Siedlung Mockau. Die schmucken kleinen Siedlungshäuser wurden in den 30er Jahren erbaut. In der Mitte der Siedlung ging rechts ein Weg ab und plötzlich fühlte man sich nicht mehr wie in einer Großstadt. Ein Feldweg tat sich auf und führte uns schnurstracks in den Abnaundorfer Park, mit einem kleinen Teich in dessen Mitte war eine Insel angelegt wurden und darauf stand ein weißer Pavillon, in ihm ein Gedenkstein.
Der Abtnaundorfer Park mit seiner Fläche von 15,8 Hektar wurde zwischen 1752 und 1755 durch Dr. Traugott Thomasius als Ritterguts Park angelegt. Ab 1789 gelangte das Rittergut in den Besitz der Familie Frege, die 1800 eine Erweiterung des etwa fünfzig Jahre alten Parks im Stil eines sentimentalen Landschaftsgartens ausführen ließ. Es sind noch einige Elemente der ursprünglichen Parkgestaltung erhalten, wie beispielsweise der Teich mit Insel und Tempel, ein Säulenstumpf am Teich, ein Gedenkstein im Wald, eine Bogenbrücke über die Parthe und die Kastanienallee, deren Endpunkt, das Mausoleum der Familie Frege, nach 1945 zerstört wurde. Das dunkle Laub der Kastanienallee sollte den Weg des Todes symbolisieren.
Es fällt mir ein, dass ich vor 15 Jahren auch einmal diese Tour, vom Hauptbahnhof, der Parthe entlang bis in den Abtnaundorfer Park, weiter nach Taucha, gemacht habe. Ich war Mitglied in der Arbeitsgruppe Partheland. Wir waren unterwegs mit Vertretern der Stadt Leipzig, den Bürgermeistern der Städte Taucha und Borsdorf, Künstlern, Landschaftsarchitekten und Vertretern gesellschaftlicher Organisationen. Am Teich im Park wurden für uns ein Picknick und eine Pause und gute Gespräche organisiert. Von dort ging es dann weiter bis Borsdorf.
Mein Vater und ich, wir machten hier kein Picknick, sondern unser Weg führte durch den schönen Park in das Dörfchen Abtnauendorf. Dort befand sich einer meiner Liebling Gasthöfe. Ich war wirklich sehr gern dort. Kühl war es im Gastraum hinter seinen dicken Mauern. Es roch wahnsinnig gut nach einer Kneipe mit dem Duft von Himbeerlimonade, Bier und Gemütlichkeit.
Auch der Freisitz, mit Schatten spendenden Linden machte den Weg dorthin schon so etwas von wertig. Wir waren eben auf dem Dorf und die Zeit schien still zu stehen. Ich fühlte mich entschleunigt, würde ich heute sagen.
Leider ist der Gasthof nicht mehr in Betrieb, aber er steht noch zerfallen an gleicher Stelle, sozusagen als Erinnerungsort. Meine Tagträume brachten alles wieder an den Tag. Schön!
Heute erscheint der Bau in seinem Bestand gefährdet. Er steht seit geraumer Zeit leer, und ein neues Nutzungskonzept ist bislang nicht gefunden. Nichts erinnert mehr daran, dass der Gasthof um 1880 „ein sehr besuchter Belustigungsort der Bier und Kuchen liebenden Leipziger, die namentlich an Sonntagen scharenweise durch die grünen Parthenwiesen nach dem freundlichen Abtnaundorf pilgern, um dort im großen wohl gepflegten Garten des Wirtshauses sich von den Mühen und Sorgen des geschäftlichen Lebens zu erholen“, gewesen war, und dass hier zeitweise an Sonntagen bis zu vierzig Kellner beschäftigt waren. Ungeachtet seines Zustandes handelt es sich bei dem Gasthof aufgrund seiner Größe, seiner Bauweise und der charakteristischen, hier einzig noch überlieferten Kultur um das wichtigste Gebäude, das die alte Dorfstruktur noch dokumentiert. Die Potentiale für eine erneute gastronomische Nutzung sind zweifelsohne vorhanden, wenn infolge der derzeit laufenden Sanierung mehrerer Villen und der zunehmenden Frequentierung des Parthe Land als Naherholungsgebiet die Attraktivität Abtnaundorf wieder neu entdeckt wird. Das markanteste und heute älteste Gebäude der alten Ortslage ist der Gasthof, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Ziegel gemauerten Erdgeschoß. In dem steilen Zuschnitt des straßenseitigen Krüppelwalmgiebels entspricht das Gebäude in seiner Kubatur dem späteren Mayerschen Landhaus, auf dessen Nachbar Parzelle es steht. In Analogie zu diesem 1801 bereits bestehenden Bau wie aufgrund der Fledermausgauben im Dachbereich kann das Gasthofgebäude ebenfalls noch dem 18. Jahrhundert zugewiesen werden. Die vor nicht allzu langer Zeit entdeckte Jahreszahl 1772 in einem Holzbalken könnte durchaus auf die Entstehungszeit des Gebäudes bezogen werden.
Unser Weg führte uns weiter durch das Dörfchen, am Schloss vorbei, in Richtung des Leipziger Stadtteil Mockau. Große Erinnerung habe ich an den Gasthof Mockau nicht mehr. Ich weiß nur, wir waren dort. Wieder die üblichen Getränke, kurze Rast und weiter ging es in Richtung Thekla. Der Gasthof Thekla lag an der Straße, welche direkt nach Taucha führte. Der Gasthof selbst lag direkt am Straßenrand, hatte einen wunderschönen Biergarten. Hoch darüber thronte die Theklaer Kirche. Leider wurde sie Opfer eines Brandanschlags. Der Täter wollte sich seiner Verantwortung entziehen und flüchtete in den Westen. Aber die Tat holte ihn ein und er wurde dort zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt.
Er hatte halt die sprichwörtliche Rechnung mit dem Wirt nicht gemacht.
„1959 brannte die Kirche infolge von Brandstiftung bis auf die Umfassungsmauern nieder. Dabei wurde die gesamte Einrichtung, der Flügelaltar von 1510, die Kanzel von 1680, der alte Taufstein, die Orgel und die Glocken zerstört.
Am 7. Oktober 1962 wurde die von dem Architekten und Baurat Fritz Ziel und der Innenarchitektin Lilo Häring neu aufgebaute Kirche geweiht. Leider hielt der Wirt vom Gasthof Thekla auch nicht durch“.
Der Gasthof war lange geschlossen und wurde schließlich gänzlich abgerissen.
Schade. In den meisten Dörfern unserer Region fehlen eben die gesellschaftlich wichtigen drei großen K, also Kneipe, Kirche und Konsum. Mit ihnen verließ meisten das Leben diese Dörfer.
Die Parthe Dörfer verlieren damit auch ein Stück ihrer Identität. Es ist einfach wunderbar durch diese Landschaft, an der Parthe entlang zu wandern, früher wie auch heute. Heute allerdings ohne die kindlichen Emotionen. Mit Fassbrause kann mich da keiner mehr locken. Ich habe gemerkt, es gibt auch andere Getränke auf die ich mich freuen könnte. Ein kleiner Tipp für die heutige Zeit ist, wenn man die Straße nach Taucha in Höhe dem ehemaligen Gasthof nach links in die Cleudener Straße verlässt, führt im Straßen Knick eine kleine Brücke über die Parthe und es erschließt sich für uns ein herrlicher Sommergarten. Er wird von zwei älteren Damen betrieben. Es gibt gut gekühlte Getränke, es wird gegrillt und für die Kinder springen echte Dorf Tiere auf den Wiesen herum. Echt familienfreundlich, eine ruhige Oase für die heutige Parthe Wanderung.
Über die Wiesen führt der Weg in Richtung Plaußig. Gemütlich über die Parthenaue gewandert, erreicht man die Neubausiedlung von Plaußig. Den Ortskern erreicht man in cirka weiteren 3 km.
Damals, wie auch heute ist der Gasthof Plaußig ein Tipp wert hier ein zukehren. Lange Zeit war er geschlossen aber heute kann man hier wieder lecker essen. Ein Stück vom Gasthof entfernt befindet sich die Verwaltung vom Zweckverband Parthe, die für Fluss und Ufer unserer Parthe verantwortlich sind. Hier kann man sich auch hervorragend über Landschaft, Flora und Fauna informieren. Am Dorfteich in Plaußig führt rechts ein Weg Richtung Seegeritz. Den nahmen wir. Es Weg führt durch Felder und Wiesen, entlang am Waldrand und Parthe und endet an der Parthebrücke in Seegeritz. Wir bogen links ab und erreichen den Gasthof „Idyll“. Früher ein guter Gasthof auf der Parthe Route, führte in den letzten Jahren nun nicht gerade eine idyllische Zeit und ist jetzt gänzlich geschlossen. Also dieses Mal auch keine Rast. Mit meinem Vater war ich vor knapp sechzig Jahren in diesem Gasthof und hatte eigentlich eine gute Erinnerung. Es gab ein zünftiges Mittagessen, Bier für Vater und Fassbrause für mich.
Lecker.
Gegenüber vom „Idyll“ geht ein Weg am Dorfteich, welcher heute mehr einer Wiese gleicht, wieder an Wiesen und Feldern vorbei und wir erreichen nach einem kurzen Weg Staditzwald und Staditz Teich.
Der See jammert zwar den Hund und hat eine schlechte Wasserqualität. Früher war dieser kleine See besser in Schuss aber dafür waren unsere Flüsse, wie auch die Parthe in einem sehr schlechten Zustand. Erfreulicherweise ist die Parthe heute wieder sauber. In Richtung Cradefeld kommen wir heute an einem Flächennaturdenkmal „Steinerts Berg“ vorbei. Früher konnte man hoch laufen und hatte eine sehr gute Aussicht auf Taucha und die vorgelagerten Dörfer. Landwirtschaft prägt diese Landschaft vor Cradefeld. Im Dorf erreichten wir damals den Gasthof „Zur Linde“ an die ich mich sehr gut erinnern kann. Was mir bleibt ist allerdings nur die Erinnerung.
Der schöne Dorfgasthof ist heute leider dauerhaft geschlossen. Dem jetzigen Besitzer ist es leider nicht gelungen, trotz heldenhaften Bemühungen, dem Gasthof erneut Leben einzuhauchen. Wenn man heute eine Rast einlegen möchte, empfehle ich den Freisitz im Gutshof Graßdorf.
An der Parthe Brücke nehmen wir den Weg an der Parthe entlang, unterqueren die Bahnlinie und laufen Richtung Taucha weiter. Ein kleines Stück weiter führt der Weg unter der Bundesstraße 87 in Richtung Stadtmitte. Wir laufen direkt auf das Rathaus zu und erreichen die Neustadt, was eigentlich die Altstadt von Taucha ist. Wir nahmen den Weg über die Schloss Straße und erreichen die Leipziger Straße. Einstmals pulsierte hier das Leben. Die Ortsumgehung, die heutige B 87 gab es damals noch nicht, denn sie wurde erst 1966 in Betrieb genommen. Der gesamte Fernverkehr ging damals in beiden Richtungen durch die Leipziger-und Eilenburger Straße, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann.
Jedes Haus in der Leipziger Straße beheimatete ein Geschäft. Das Leben pulsierte in dieser Straße. Die schmalen Fußwege waren mit vielen Menschen gefüllt, ebenso auch die Geschäfte. Unser Ziel war dann damals meistens die Gaststätte „Schützen Haus„ , auf der Festwiese in Taucha. Dieser Gaststätte wurden abgerissen. Der Eingang Bereich der neuen Schule wurde originalgetreu dem Schützenhaus nachempfunden und in die heutige „Grundschule Am Park“ integriert. Im damaligen Schützenhaus gab es zum Abschluss noch Kaffee, Brause und Kuchen. Zum Schluss führte der Weg am Freibad, Park und Parthe entlang und wir erreichten die Sparkasse Taucha. Hier verabschiedeten wir uns endgültig von der Parthe und es ging zur Heimfahrt mit der Straßenbahn zur Endstelle in Taucha. Dort stand ein Holz Imbiss, an dem ich mir noch ein Eis aussuchen durfte. Ein wunderschöner Kindertag ging zu Ende.
Spannend war es und ist es unsere schöne Heimat zu durchwandern. Ich empfehle dies auf jedem Fall, auch wenn heute manches anders ist, unsere Heimat ist aber immer noch sehr schön!
Nachträgliche Anmerkung: Als ich am vergangenen Sonntag zur Foto Tour unterwegs war, stellte ich fest, dass die Gaststätte „Nordstern“ wieder geöffnet hatte. Tradition bleibt erhalten. Da ich damals mit meinem Vater des Öfteren unterwegs war, besuchten wir natürlich auch noch andere Gaststätten an der Strecke, wie Merkwitz, Hohenhaida oder auch in Taucha gab es viele Möglichkeiten. Im zweiten Teil meiner Betrachtungen zur Parthe Wanderung wird es nicht um die Gasthöfe gehen, obwohl es noch viel darüber zu sagen gäbe, vielleicht später noch mal ausführlicher.
Aber zu betrachtend wert wären die anderen schönen Dinge welche sich in der Nähe der Parthe befanden und befinden, wie die Parthe Mühlen, die Schlösser und Herrenhäuser, die Parkanlagen und Naturdenkmäler und vieles anderes. Seid gespannt .
Laufwege:
Gesamtstrecke: 16,7 Kilometer
© Jürgen Rüstau