Die Strumpfsohlen Connection

Es war Samstag Morgen. Ich holte Anka zu Hause ab. Was machen wir heute, fragte Anka auch gleich ungeduldig und neugierig?
Wir fahren in die Heide, sagte ich. Sie schaute mich ungläubig an. Du meinst wir fahren zu Heidi, kenne ich die? Nein Anka, kennst du noch nicht aber wir fahren in die Heide. Das ist ein Natur Gebiet rund um Bad Düben und das heißt so weil dort die Heide von August bis September blüht und diese Pflanzen werden vielfach auch Erika genannt. Jetzt schaute sie mich noch dümmlicher an. Sie hielt nur einen Moment inne, dann schoss es aus ihr heraus. Lachend sagte sie, du kennst ja doch eine Menge Frauen. Heidi und Erika und ihr Lachen schien unendlich zu werden.
Die Fahrt ging los.
Wir verließen gut gelaunt die Stadt in Richtung Bad Düben. Als wir die Wälder erreichten, sagte ich zu Anka, hier beginnt schon die Heide.
So schnell ist die Zeit vergangen und wir sind schon in dieser Heide, stellte Anka fest.
Als wir diesen malerischen Heide Ort erreichten, hielt ich bei einer Bäckerei an. Ich hole uns etwas Proviant, sagte ich zu Anka und verschwand im Laden. Sie wartete ungeduldig im Auto auf meine Rückkehr. Mit einem großen Packet kam ich zu ihr zurück. Was hast du da für uns eingekauft, fragte Anka auch gleich. Ich sagte, alles für mich und grinste. Sie fand das nicht zum Lachen.
Ich habe mir eine Erinnerung an meine Kindheit gekauft und legte ein süßes Teil auf das Armaturenbrett vom Auto. Sie staunte und fragte was das sei. Das sind Strumpfsohlen, sagte ich ihr. Anka staunte wortlos, dann fragte sie, warum heißen die Strumpfsohlen? Erinnerst du dich, als du bei mir im Wohnzimmer gelaufen bist und Löcher in den Strümpfen hattest?
Oh, das war mir aber so etwas von peinlich, sagte Anka schnell und wurde puderrot im Gesicht.
Siehst du, die gleichen Gedanken hatte der Heide Bäcker vor sehr vielen Jahren.
Woher wusste er von den Löchern in meinem Strümpfen? Anka schaute mich unsicher an.
Er wusste es natürlich nicht aber er hatte die gleichen Erfahrungen gemacht und wie die Strümpfe aussahen stellte er seine Gebäckstücke her, ein Backwerk aus Hefeteig mit viel Streuseln und viel Puderzucker. Auf den Boden legte er Pflaumen aus und so sah es dann aus wie eine Sohle mit Löchern. Die Strumpfsohle war geboren und wurde auch unter diesen Namen verkauft.
Und diese lag nun bei uns auf dem Armaturenbrett. Andere sagten, sie seien vor langer Zeit zu Ehren der heiligen Hedwig, deren Grab im Rahmen einer Wallfahrt besucht wurde. Daher sind sie auch als „Hedwigsohlen“ bekannt.
Die heilige Hedwig war Herzogin von Schlesien, half den Armen und lief das ganze Jahr barfuß. Noch eine Frau, stöhnte Anka und verdrehte die Augen. Ich musste lachen und Anka stimmte mit ein.
Bevor wir die Heide erreichten legten wir an der Burg Düben einen Zwischenstopp ein. Sie erhebt sich auf einen kleinen Hügel rechts der Mulde direkt an deren Ufer. Jetzt beherbergt sie ein Landschaftsmuseum und dokumentiert das Leben von Hans Kohlhase, einem rebellischen Kaufmann.
Anka war plötzlich ganz aufgeregt. Die Mulde, die kenne ich, auf der sind wir einmal mit dem Schlauchboot geschiffert.
Ja, ich weiß. Wir sind damals von Leisnig nach Grimma, mit dem Schlauchboot gefahren. Es war ganz schön lustig und es war sehr wenig Wasser in der Mulde. Wir mussten einige Male das Boot anschieben. Vierzehn Tage später war es soviel Wasser das der Fluss über die Ufer trat, wahnsinnig viele Schäden anrichten und viel Leid über die Anwohner brachte.
Ja, ich erinnere mich, sagte Anka. Wir machten auch ein Picknick am Ufer und übernachteten in einer Jugendherberge am Rande der Mulde. Da ging sogar noch ein Bild von Erich Honecker und das viele Jahre nach der Wende.
Fein gemerkt, sagte ich und war stolz auf die Kleene. Das war aber auch wirklich eine schöne Tour. Genau wie heute, dachte ich.
Anka schielte aber ungeniert auf die leckeren Strumpfsohlen. Wann essen wir die endlich, fragte sie und als Antwort knurrte laut mein Magen.
Kurze Zeit später hielt jeder ein solches Backwerk in der Hand und wir bissen in das uns anlachende süße Teil. Anka hatte den ganzen Puderzucker über das Gesicht verteilt und sah so noch süßer aus als sonst.
Nun gestärkt ging es auf in die Heide.
Anka und die Heide, gepaart mit Strumpfsohlen, eine nicht zu toppende Alternative, eine wahrlich Strumpfsohlen Connection.

Jürgen Rüstau

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